Chronik/Niederösterreich

Bubentraum Lokführer erfüllt: Im Goldbarren durch die Wachau

Wuchtig wie sie wirken, wundert man sich, dass die golden lackierten, quaderförmigen neuen Züge der Wachaubahn überhaupt durch die engen Tunnel der Strecke passen. Tun sie aber. In Deutschland ausgemustert, dann auf den neuesten technischen Stand gebracht – der KURIER berichtete – sollen die liebevoll wie spöttisch "Goldbarren" genannten Züge neue Zeiten auf der Wachaubahn einläuten. Mit einer Sonderfahrt am Donnerstag wurden sie willkommen geheißen.

Lokführer Michael Willrader hat an diesem Tag ausnahmsweise ein Trachtensakko über das offizielle rote T-Shirt seines Arbeitgebers, der Wiener Lokalbahnen, gezogen. Er bezeichnet sich als glücklich. Denn die Wachaubahn ist die absolute Lieblingsstrecke des 39-Jährigen. Wegen der Landschaft und der permanent fröhlichen Stimmung im Zug. "In den alle Gäste gut gelaunt einsteigen", lacht er.

Willrader rückt sich auf seinem Sitz zurecht und überfliegt die Schalter und Knöpfe vor ihm, ehe er den Zug sachte anrollen lässt. "Ich habe schon als Kind Lokführer werden wollen", gibt er zu. Erst hat er den Elektrikerberuf gelernt, ist 2006 zu den ÖBB gegangen und 2012 zu den Wiener Lokalbahnen gewechselt. "Heuer fahre ich die fünfte Saison in der Wachau. Es ist schön wie am Anfang", schwärmt er und vergleicht: "Ich fahre außerhalb der Saison auch andere Strecken, zum Beispiel auf der neuen Westbahn. Aber zwischen Lärmschutzwänden dahin zu brausen ist etwas ganz anderes." Er findet: "Die Bahn bietet ganz andere Blickwinkel auf die Landschaft der Wachau als von der Straße oder vom Schiff aus."

Von Juni bis September ist er – abwechselnd mit dem Kollegen – täglich auf der 34 Kilometer langen Strecke zwischen Krems und Emmersdorf unterwegs. Von April bis Oktober nur am Wochenende. "Der Wechsel der Jahreszeiten ist besonders schön", freut sich Willrader.

Attraktivierung

Die neuen Garnituren sollen die Wachaubahn für Gäste noch attraktiver machen. Das wünscht sich Landeshauptmann Erwin Pröll ebenso wie Verkehrslandesrat Karl Wilfing, die beide an der ersten "Gold-Fahrt" teilnahmen. "Wie geschaffen für unser Ansprüche", seien die neuen Fahrzeuge, schwärmt auch Gerhard Stindl, Geschäftsführer des Streckeninhabers NÖVOG: Sie sind geräumiger als die alten, mit großen Fenstern ausgestattet, besitzen endlich auch eine Klimaanlage und moderne WCs.