Brennendes Brauchtum
Von Markus Foschum
Die Osterkerze, die am Karsamstag als einzige Lichtquelle in die dunkle Kirche getragen wird, symbolisiert Christus als Licht, das die Finsternis des Todes erhellt. Einen ähnlichen Hintergrund – nur im XXL-Format – haben die traditionellen Osterfeuer, die Samstagabend wieder an vielen Orten in Niederösterreich entzündet werden. Angesichts der Trockenheit allerdings unter besonderen Vorsichtsvorkehrungen.
„Wir sind zuversichtlich, das Osterfeuer heuer wieder durchführen zu können. Aber Sicherheit geht vor Brauchtum“, sagt Bürgermeister Christoph Kainz (ÖVP) aus Pfaffstätten (Bezirk Baden). Die leuchtende Tradition gibt es hier seit vielen Jahrzehnten, entzündet wird das Osterfeuer, wie könnte es in einer Weinbaugemeinde anders sein, in den Weinbergen. Von dort gibt es nicht nur einen tollen Rundumblick ins Wiener Becken, auch das Osterfeuer ist weithin sichtbar.
Heikle Situation
Die Lage ist aber auch problematisch, weil unmittelbar neben dem traditionellen Feuerplatz der Wald beginnt. Angesichts der Trockenheit ist auch eine Waldbrandverordnung der Bezirkshauptmannschaft in Kraft. Für das Osterfeuer als Brauchtumsfeuer bedeutet das, dass es nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen stattfinden kann. Den Organisatoren in Pfaffstätten ist diese brandgefährliche Situation natürlich bewusst.
„Wir wussten lange nicht, ob wir das Osterfeuer heuer überhaupt entzünden können“, sagt Raphael Schöps, Obmann der Jungen Volkspartei Pfaffstätten. Gemeinsam mit der Feuerwehr wird die Lage genau geprüft. „Zuletzt hat es doch etwas geregnet. Das Osterfeuer wird auch nicht so groß wie in vergangenen Jahren sein. Und die Feuerwehr ist vor Ort“, erklärt Schöps. Sollte der Wind ungünstig stehen, müsste man angesichts des Funkenfluges auf das Feuer verzichten. Derzeit könnte der Brauch aber aus ganz anderem Grund sprichwörtlich ins Wasser fallen, denn für Samstagabend ist Regen angesagt.
Was nicht nur angesichts der wochenlangen Vorbereitungen jammerschade wäre. „Das Osterfeuer ist ein Event für die ganze Familie. Sogar meine 83-jährige Oma überlegt, heuer hinzukommen“, sagt Schöps schmunzelnd. Zur feurigen Faszination kommen in Pfaffstätten noch Livemusik und Bewirtung.
Die Wurzeln der Osterfeuer, die seit dem Mittelalter bekannt sind, dürften übrigens in einer vorchristlichen Tradition liegen. Mit den Flammen wollte man den Winter vertreiben, das Feuer symbolisierte die Sonne, die als Sieger über den langen, kalten Winter gefeiert wurde. Ein Bild, das christlich umgedeutet wurde auf Jesus Christus als Sieger über den Tod.