Bekannter Hüttenwirt als Serienbankräuber überführt
Von Patrick Wammerl
Jahrelang war er ein bekannter Ausflugs- und Hüttenwirt und bewirtete vor allem hungrige und durstige Ausflügler und Bergwanderer auf der berühmten „Mamauwiese“ im Schneeberggebiet.
Hinter den Kulissen dürfte Bernhard W. (40) aber ein kriminelles Doppelleben geführt haben. Um sich finanziell über Wasser zu halten, soll er zwischen 2012 und 2017 in Nieder- und Oberösterreich insgesamt sechs Banken überfallen haben.
Raubermittler des nö. Landeskriminalamtes konnten diese Woche einen beachtlichen Erfolg landen und dem mutmaßlichen Serientäter nach Jahren das Handwerk legen. Er ist geständig, die Überfälle begangen zu haben. Auch belastendes Beweismaterial wurde sichergestellt. Der 40-jährige Ex-Wirt sitzt seit Mittwoch in der Justizanstalt Wiener Neustadt.
Bernhard W. hatte vor Jahren das bekannte aber verschuldete Ausflugsgasthaus übernommen und war damit rasch in finanzielle Turbulenzen geschlittert. Um diese abzufangen, soll er den Plan geschmiedet haben, eine Bank zu überfallen.
Kalte Spuren
Die Raubserie wurde zuletzt vom Landeskriminalamt unter dem Titel „Kalte Spuren“ mit dem ORF NÖ neu aufgearbeitet, um Hinweise aus der Bevölkerung zu bekommen.
Dieses mediale Echo verfehlte seine Wirkung nicht: Den entscheidenden Hinweis lieferte ein Hausbesitzer aus Eberstalzell, Bezirk Wels-Land, der am 22. April in einem neu angemieteten Haus drei Kennzeichentafeln fand. Die Tafeln galten als gestohlen. Die Ermittler um Chefinspektor Josef Deutsch konnten sofort die Verbindung zu der zurückliegenden Raubserie herstellen. "Wir wussten, dass sie damals auf einem Fluchtfahrzeug montiert waren", so Deutsch.
Ihren Ursprung nahm die Serie wohl im November 2012, als ein vermummter und mit einem Messer bewaffneter Mann die Raiffeisenbank in Wimpassing (Bezirk Neunkirchen) überfiel.
Kennzeichen angeklebt
Am 7. März 2013 kam es zum nächsten Raub, dieses Mal auf die Raika in Urschendorf (Bezirk Neunkirchen). Wie die Aufzeichnungen der Überwachungskamera zeigten, handelte es sich um denselben Täter. Der Mann bedrohte die allein anwesende Bankangestellte mit einem Messer und drängte sie in den Tresorraum. Nach der Tat konnten die Ermittler in der Nähe des Tatorts ein Kennzeichen sicherstellen. Auffällig war, dass die Tafel offensichtlich mit Klebeband am Fluchtauto fixiert worden war.
In der Toilette versteckt
Im Dezember 2013 schlug der Serientäter erneut in Urschendorf zu. Er flüchtete mit einem silbernen SUV mit gestohlenen Kennzeichen. Die Polizei war ihm bereits dicht auf den Fersen, er konnte aber durch einen klugen Schachzug wieder entkommen. Und zwar flüchtete er auf die Toilette des Metro-Marktes in Wr. Neustadt, versteckte dort die Raubbeute und verließ als Kunde unbemerkt den Großmarkt.
Der vierte Überfall ereignete sich am 11. März 2016 auf eine Raiffeisenbank in Theresienfeld (Bezirk Wiener Neustadt). Der maskierte Mann war mit einem Brandbeschleuniger bewaffnet. Erbeuten konnte er nichts, denn als er die Herausgabe von Bargeld forderte, stellte sich ihm ein Kunde entgegen. Dem Mann gelang es, den Täter aus der Bank zu drängen. Er flüchtete damals mit einem schwarzen Audi.
Nachdem der erfolglose Wirt nach Oberösterreich übersiedelt war und dort einen neuen Job als Koch annahm, kam es zu weiteren Banküberfällen im September 2016 und im März 2017 in Offenhausen im Bezirk Wels-Land.
Die Gesamtschadenssumme belauft sich auf rund 155.000 Euro. Die Tatutensilien wurden von dem Beschuldigten wahrscheinlich bereits nach den jeweiligen Coups entsorgt. Die Beute konnte nicht mehr aufgefunden werden.