Chronik/Niederösterreich

Bahnfahrt im Tarif-Dschungel

Max Cholewka fährt oft mit der Bahn. Und dabei hat der Mann aus Kapellerfeld, Gemeinde Gerasdorf, schon einiges erlebt. Erst kürzlich musste er heftig den Kopf schütteln: Cholewka fuhr von Kapellerfeld nach Hollabrunn. Fahrpreis mit Vorteilscard: 4,60 Euro. Retour fuhr er nur die Strecke Hollabrunn-Strebersdorf. Und zahlte plötzlich 5,50 Euro. "Kann nicht sein", dachte er sich. "Kann nicht sein", bestätigte ihm die Info-Stelle der Bahn. Ist aber so. Cholewka kam in unterschiedliche Tarif-Hoheiten.

"Das ist doch ein Schildbürgerstreich", ärgert er sich. "Und sogar die Mitarbeiter der Bahn konnten mir das erst nicht erklären."

Die Antwort kann Christopher Seif, Sprecher der ÖBB liefern. "Der erste Fahrschein wurde zum ÖBB-Haustarif ausgestellt. Da beträgt die Ermäßigung 50 Prozent. Der zweite Fahrschein wurde im Verkehrsverbund Niederösterreich/Burgenland (VVNB) ausgestellt. Da beträgt die Ermäßigung nur 40 Prozent." Korrekt sei eigentlich der zweite gewesen, sagt Seif. "Da der Kunde bei der Hinfahrt aber "ohne Zone 100" gedrückt hat, kam automatisch der ÖBB-Tarif zur Anwendung.

Schräg

Aber es wird noch komplizierter: Für "normale" Tickets (etwa Einzelkarte Vollpreis), für die der Tarif des VOR Gültigkeit hat, werden ausschließlich Fahrausweise des VOR ausgegeben. Für ermäßigte Einzelfahrten gilt der VVNB-Tarif.

Das sei für die Bahnfahrer ärgerlich und unverständlich, gibt Seif zu. "Aber zum Glück gibt es nur selten Probleme." "Als Konsument sieht man gar nicht, in welchen Verbund man kommt", ärgert sich Bahnfahrer Cholewka. "Da wird automatisch Geld aufgeschlagen. Absurd."

"Wir arbeiten an einer Vereinfachung", erklärt ÖBB-Mann Seif. Seit Jahren werde intensiv an einer Vereinheitlichung der Tarife gearbeitet, bestätigt auch VOR-Sprecher Werner Molik. Im Herbst 2013 soll es soweit sein.