Chronik/Niederösterreich

Bahnausbau im Osten: Mehr Züge für die Nachtschwärmer

Mehr als 600.000 Menschen pendeln in der Ostregion. Die meisten nach wie vor mit dem Auto. In Zeiten der Klimakrise beschäftigt die Politik zunehmend die Frage, wie diese Menschen zur Benützung der Öffis bewegt werden können. Die Pendler selbst haben eine klare Antwort: Mit besseren Angeboten, wie eine aktuelle Befragung der Arbeiterkammer zeigt. Dieser zufolge sind nur 38 Prozent mit der Anzahl der Zugverbindungen zufrieden.

Hier wollen Bund sowie die Länder Wien, Niederösterreich und Burgenland nun nachbessern und in den kommenden zehn Jahren 6,5 Milliarden Euro in die Ostregion investieren. Das wurde in einer gemeinsamen Absichtserklärung festgelegt. Der KURIER hat sich angesehen, was zusätzlich zu bereits bekannten Projekten geplant ist.

  • Die Züge fahren länger

Die für Pendler aber auch für Ausflügler interessanteste Neuerung kommt aus Niederösterreich. Denn die Regionalbahnen sollen am Abend besser an die Bundeshauptstadt angebunden werden. Wer von Wien um 22 Uhr losfährt, soll noch alle Bahnlinien erreichen. Derzeit fährt der letzte Zug auf Regionalbahnstrecken vielfach schon um 20 Uhr ab. Von der Änderung profitieren 18 Verbindungen, etwa die Erlauftalbahn, die Traisentalbahn oder die Kamptalbahn. Auf diesen Strecken soll künftig noch um 22 beziehungsweise 23 Uhr gefahren werden. Auf den Hauptstrecken ist die letzte Abfahrt künftig um Mitternacht. Dieses Angebot ist ein wichtiger Baustein der geplanten Mobilitätswende, heißt es.

  • Die Züge fahren häufiger

Insgesamt soll das Bahnangebot bis 2029 um rund 25 Prozent gesteigert werden. In Wien bedeutet das etwa, dass ab 2020 auf der Stammstrecke zwischen Meidling und Floridsdorf alle drei bis fünf Minuten eine S-Bahn verkehren wird – Intervalle wie bei der U-Bahn also.

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Die Verbindung Aspern-Nord bis Hütteldorf wird dann jede halbe Stunde befahren, die S50 vom Westbahnhof nach Unter Purkersdorf fährt alle 15 Minuten.

In Niederösterreich wird auf allen Strecken bis 2022 zumindest ein Stundentakt eingeführt – was natürlich vor allem Regionalbahnen wie die Traisental- oder Erlauftalbahn betrifft. Immerhin gibt es derzeit noch 12 Strecken, die keinen Stundentakt haben. Zudem soll der Zugverkehr künftig früher beginnen.

Auf den von den Pendlern hauptsächlich frequentierten Bahnstrecken sollen auch mehr Züge geführt werden, zum Beispiel auf der Pottendorfer Linie. Dort ist dank der Fertigstellung des ersten Bauabschnittes ein Halbstundentakt möglich. Auch zwischen Wien Westbahnhof und Amstetten sollen die Züge zur Hauptverkehrszeit alle 30 Minuten fahren.

Die Taktverdichtungen sind natürlich eng mit Ausbauprojekten wie der Südachse oder der Marchegger Ostbahn verknüpft. Der Südachsen-Ausbau wird mit dem Ausbau der Pottendorfer Linie und dem Bau des Semmeringbasis-Tunnels bis 2027 abgeschlossen sein. Die Südbahn selbst soll bis 2032 viergleisig ausgebaut werden.

Ein Beispiel für die geplanten Änderungen: Derzeit sind in NÖ an Werktagen 1.800 Nahverkehrszüge unterwegs. Nachdem alle Vorhaben umgesetzt wurden, sollen es 2.000 sein.

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Die Fertigstellung der Pottendorfer Linie hat positive Auswirkungen auf das Burgenland, das dauert allerdings noch 4 Jahre. Schon im kommenden Jahr werden einige Lücken im Takt geschlossen, wie etwa auf der Strecke Wien Hauptbahnhof - Bruck/Leitha - Kittsee oder Wien Hauptbahnhof - Neusiedl am See. Noch heuer soll es zusätzliche Verbindungen aus Wien auf der Strecke Wulkaprodersdorf - Deutschkreutz geben.

Die größte geplante Neuerung im Burgenland betrifft allerdings den Busverkehr. Hier ist die Errichtung einer Pendlerlinie vom Südburgenland nach Graz geplant, ähnlich der G1 Linie nach Wien. Laut Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) befinde man sich derzeit in Verhandlungen, die Gespräche seien bereits weit fortgeschritten.

  • Was kostet das verbesserte Angebot?

Hier halten sich Bund und Länder bedeckt. Laut dem Büro des nö. Verkehrslandesrats Ludwig Schleritzko (ÖVP) sollen bis 2029 rund 6,5 Milliarden Euro investiert werden. Wie sich der Betrag aufteilt, ist noch unbekannt. Nur Niederösterreich gab bekannt, 1,1 Milliarden Euro für Zugbestellungen bei den ÖBB aufwenden zu wollen.

  • Welche Baustellen bleiben?

Bei der Angebotserweiterung geht es nur um die Bestellung der Züge, die in den kommenden zehn Jahren in der Ostregion verkehren sollen. Der Wunsch der Pendler nach einem günstigen Ticket für die Ostregion bleibt voerst ungehört. Auch die Anbindung an die Züge sowie der Ausbau von Auto-, Fahrrad- und Motorradabstellplätzen sollten noch auf der To-do-Liste der Länder und ÖBB stehen.