Chronik/Niederösterreich

Aufregung um die Absiedlung der Neurologie aus Mauer

Die vor dem Wochenende überraschend bekannt gewordene Verlagerung der neurologischen Abteilungen vom Landesklinikum Mauer in die Spitäler nach Amstetten und Melk sorgt für Aufregung. Dabei lösen die Pläne der Landesgesundheitsagentur gleich in mehrfacher Hinsicht Unverständnis aus. So wurde sowohl die Spitalleitung als auch die Belegschaft in Mauer mit der geplanten Verlagerung von 90 Spitalsbetten und 159 Beschäftigten überrumpelt.

In einer Videokonferenz sei der kollegialen Führung aus heiterem Himmel vermittelt worden, dass die Neurologie in Mauer keine Rolle mehr spielen wird, schildert Betriebsratschef Wolfgang Schoder. „Offiziell haben wir noch keine Informationen. Wir stemmen uns ja nicht gegen Reformen, nur möchten wir wissen, welches Ziel man hat“, kritisiert Schoder. Fachlich müsse man diskutieren, ob die Patienten nicht auch medizinische Qualität verlieren.

8000 Quadratmeter

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„Die Neurologie hat bei uns ein enormes Know-how erarbeitet und nimmt knapp 8000 Quadratmeter Fläche ein, ich bezweifle, ob in Melk und Amstetten diese Kapazitäten auch zur Verfügung stehen“, so Schoder.

Dass vergangenen Donnerstag die Mitglieder der Landesregierung im 1,3 Milliarden Euro schweren Spitalsausbaupaket auch ein Großprojekt für Mauer nannten, tröstet Schoder wenig. Der neue Bildungscampus, der um 16,8 Millionen Euro 230 Ausbildungsplätze bringt, sei toll, aber kein Ersatz für 90 Spitalsbetten, sagt er. Diese Argumente werde man beim für den heutigen Dienstag vereinbarten Treffen mit den Vorständen der Landesagentur vorbringen. Aber auch bei der für Mittwochmittag einberufenen Betriebsversammlung, zu der alle 747 Klinikbeschäftigte geladen sind, werde man Klartext reden. In Mauer zirkulieren bereits Unterschriftenlisten.

Auch wenn die Landesagentur versichere, dass niemand gekündigt werde, stünden Existenzen am Spiel, sagt Schoder. „Von den 159 Betroffenen haben 21 befristete Verträge, wenn man sie nicht verlängert, muss man gar nicht kündigen“, befürchtet er.

Orthopädiebetten

Nicht Kommunikationsfehler, sondern zu früh publik gewordene Vorhaben, die sich noch im Planungsstadium befänden, seien Schuld an der Aufregung, sagt Bernhard Jany, der Sprecher der Landesagentur. Er bestätigt aber, dass bis Ende 2022 das „Konzept Mostviertel“ umgesetzt werden soll. Ins Klinikum Melk übersiedelt die neurologische Rehabilitation, ins Spital Amstetten die Akutneurologie. Um dort Platz zu schaffen, kommt ein Teil der elektiven Orthopädie von Amstetten ins Klinikum Scheibbs. Orthopädische Operationen soll es in Amstetten aber weiter geben, weil hier Orthopäden ausgebildet werden. In Melk könne man eine freie Station nutzen, in Mauer wären für die Neurologie Investitionen notwendig gewesen.