Angeklagte mit Erinnerungslücken
Von Patrick Wammerl
Die Blitzcoups waren ebenso spektakulär wie gewinnbringend. Binnen weniger Minuten machten die Täter Beute im Wert von 100.000 Euro und mehr, in dem sie mit gestohlenen Fahrzeugen als Rammbock in Elektronikmärkte rasten und danach die Vitrinen leer räumten.
Seit Dienstag müssen sich fünf Mitglieder der sogenannten "Rammbock-Bande" am Wiener Neustädter Landesgericht verantworten. Die Rumänen sollen zwischen Mai 2011 und Dezember 2013 mindestens neun große Elektromärkte in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich heimgesucht haben und dabei Diebsgut im Wert von einer Million Euro erbeutet haben. Die Notebooks, Tablet-PCs, Smartphones und teuren Kameras sollen sie danach in eigenen Second-Hand-Shops oder über Hehler in ihrer Heimat zu Geld gemacht haben.
Laut Anklage sind die Überfälle jedes Mal nach demselben Schema abgelaufen. Die Täter verabredeten sich, um Tage vor den geplanten Coups die verschiedenen Tatorte auszuspionieren. Damit es bei den Einbrüchen möglichst schnell ging, krachten sie in einigen Fällen mit gestohlenen Autos einfach durch die Notausgangstüren der Geschäfte. An anderen Tatorten kamen Vorschlaghammer zum Einsatz, mit denen die riesigen Glasportale zertrümmert wurden.
Flucht
Wie die Videos aus den Überwachungskameras zeigen, räumten die Täter danach blitzschnell die Regale leer. Sie hatten es ausschließlich auf teure Produkte der beliebtesten Hersteller abgesehen. So schnell, wie sie gekommen waren, waren die Täter meist auch wieder über alle Berge.
Vor Gericht präsentierten sich die fünf Angeklagten im Alter zwischen 28 und 45 Jahren als Unschuldslämmer. Lediglich einer gestand die Teilnahme an einem Coup, zwei weitere Angeklagte bekannten sich nur teilweise schuldig. Die beiden anderen wollen von den Überfällen rein gar nichts mitbekommen haben. Die Riege ihrer Strafverteidiger um Rudolf Mayer, Werner Tomanek und Martin Mahrer bekrittelten die fehlenden Sachbeweise für eine hieb- und stichfeste Anklage. "Für gewöhnlich hat man Fingerabdrücke oder DNA-Spuren als Beweise. Das alles gibt es zumindest bei meinem Mandanten nicht", erklärte Mayer. Stattdessen wäre alles, was an Indizien vorliegen würde, drei Laptops und zwei Tablet-PCs, die von einem der Einbrüche stammten und bei einer Hausdurchsuchung sichergestellt wurden. "Die hat er gekauft, mehr schon nicht. Das ist relativ dürftig, um jemanden so viele Einbrüche nachzuweisen", polterten die Verteidiger.
Videos von einigen Tatorten sollen beweisen, dass die Angeklagten vor Ort waren. Der Prozess wird am 25. November fortgesetzt.