Chronik/Niederösterreich

„Anders und trotzdem gleich“: Eine Schule zeigt, wie Integration geht

Aba kommt aus Afghanistan, Amra aus Nordmazedonien, Sisi ist aus China, Hassan aus Somalia und Julian stammt aus Bosnien-Herzegowina. Sie alle sind „different, but the same“, also „anders, und trotzdem gleich“. Sie alle sind Schüler der Medienmittelschule Neunkirchen, die bekannt ist für ihre kulturelle Diversität. „Pluralität ist etwas Wundervolles und nichts, wofür man sich schämen muss“, erklärt der Direktor, Wolfgang Sonnleitner.

Was Hänschen nicht lernt...

25 Nationen sind an der Schule vertreten: von Deutschland über Italien, Ungarn, der Türkei, Weißrussland, dem Kosovo, Polen bis ins ferne Vietnam und China. Da kann es auch mal zu Konflikten kommen. Was die globale Welt derzeit nicht schafft, sollen die Schüler im Kleinen lernen: „Das gesamte vergangene Halbjahr fanden Projekte statt, die zur näheren Auseinandersetzung mit individuellen Schicksalen und Verständnisbildung für kulturelle Besonderheiten und Lebensweisen dienten. Nur so lassen sich Konflikte bewältigen“, meint der Direktor.

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Unter dem Motto „Gib dem Gesicht eine Geschichte“ schrieben die Schüler über ihr Herkunftsland. Mohammad schrieb über seine Flucht aus Afghanistan: „Eines Tages sagten meine Eltern zu mir, dass wir unsere Heimat verlassen müssen. Ich war überrascht und traurig. Aber wir mussten weg – es war Krieg. Überall waren Soldaten und wir hörten Schüssen.“ 45 Tage war der heute 12-Jährige mit seiner Familie nach Österreich unterwegs.

Anh erzählte über ihre Volksschulzeit in Vietnam: „Wir mussten jeden Sonntagfrüh unsere Klasse eine Stunde lang putzen, weil wir niemanden hatten, der unsere Klassenräume pflegte. Ich mochte meine Schule sehr, außer wenn uns die Lehrer schlugen, weil wir etwas falsch gemacht hatten.“

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„Gib der Herkunft einen Geschmack“ lautete der Titel der gemeinsamen Kochstunde, zu der Mütter, Großeltern, Tanten und Schwestern zusammenkamen und für ihr Land typische Speisen zubereiteten: Wiener Schnitzel und Mantu, ein afghanisches Nationalgericht, wurden genauso serviert wie chinesische Frühlingsrollen und türkische Spezialitäten.

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Zum Schwerpunkt „Gib der Herkunft eine Chance“ wurden erfolgreiche multikulturelle Absolventen eingeladen, um über ihr Leben nach dem Schulabgang zu erzählen.

Besuch bei der UNO

Das Projekt wurde vom Niederösterreichischen Kulturforum und dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung gefördert und ausgezeichnet. Die UNO, die ebenfalls daran beteiligt war, lud die Kinder und Jugendlichen ins Vienna International Centre ein und diskutierte unter anderem mit ihnen über den Einsatz von Kindersoldaten in Afrika.

Johannes Winkler, Lehrer und Projektkoordinator, ist besonders stolz auf das Projekt: „Wer Kinder und Jugendliche auf ihre Herkunftskultur festschreibt, hindert sie in ihrer Entwicklung und am Weiterkommen. Wir müssen das Gemeinsame über das Trennende stellen. Nur so gelingt ein Zusammenleben.“