Chronik/Niederösterreich

Am Berg der weißen Tiger

Wir sind eine Weltsensation!" Seit Herbert Eder zu Wochenbeginn fünf weiße Tigerbabys der Öffentlichkeit präsentierte, ist es um die Beschaulichkeit in seinem Zoo in Kernhof im Bezirk Lilienfeld (NÖ) geschehen. Tier-Fans und Medien aus allen Erdteilen melden sich, oder berichten über die putzigen Fünflinge. Und der US-Sender ABC informierte den Zoodirektor, dass Präsident Barack Obama wisse, dass eine der Mini-Raubkatzen seinen Vornamen trage.

Mit acht weißen Tigern als Attraktion sind der "Weiße Zoo" und das sogenannte "Kameltheater" in dem entlegenen Tal für die Ausflugssaison bestens aufgestellt. Trotz Schlechtwetters nutzten schon an den vergangenen Tagen Hunderte Neugierige die täglichen Besuchszeiten bei den weißen Tigern.

Der in einen Berg mitten in Kernhof hineingebaute Tierpark überrascht die Besucher nicht nur wegen des größten Tiger-Geheges Europas. Zoodirektor Herbert Eder, seine Frau Dorli und Sohn Rainer haben ein Abenteuerland geschaffen, das auf Schritt und Tritt für Überraschungen gut ist.

Schnee- und China-Leoparden, Maras, Servale, Alpakas, Affen oder Nasenbären stehen zwar momentan im Schatten der weißen Raubkatzen. Mit den Exoten gelingt es Eder aber "zu zeigen, was es anderswo nicht zu sehen gibt".

Tierschützer

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Die scharfe Kritik eines Tierschutzvereins an der Zucht der weißen Tiger – immerhin zeugte Leittier Samir in den vergangenen Jahren 14 Junge – lässt sich Eder nicht gefallen. "Wir werden von Behörden und Veterinärmedizinern laufend kontrolliert. Fünf gesunde Junge sind die beste Antwort. Neidern gebe ich keine Bühne", erklärt der Tierparkchef. Jungtiere, die er abgibt, werden nicht verkauft. Über Einstellverträge behält Eder das Wohl der Tiere im Auge. So könne er Geschäftemacher blockieren, sagt er.

Als Reiseunternehmer im Hauptjob hat der umtriebige Selbstvermarkter und Zoochef viele Ideen und Exponate nach Kernhof importiert und daraus sein tierisches Theaterdorf geformt. Begonnen hat Eder 1994 mit dem Kauf der Kamele Sultan und Saruk.

Don Kamelo

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Über deren Gehege baute er hoch oben zwischen Felsen und Bäumen das facettenreich eingerichtete Gasthaus "Schloss Don Kamelo". Gelobt wird die gutbürgerliche Küche. In Kamelschüsseln aus Tunesien kommt etwa die Gulaschsuppe. Versteinerte Schildkröten und Elfenbeinarbeit aus Asien oder urig Alpenländisches zieren die Wände. Ein Mal im Jahr kocht der Chef selbst "Fisch aus aller Welt am Berg". Viele süße Leckereien und ausgewählte Weine verraten einiges über die Chefleute.

2003 nahm das Kameltheater mit 300 Plätzen als erste Attraktion Fahrt auf. 1200-mal wurde seither das Stück "Die Hochzeit des Sultans", in dem sieben Kamele die Hauptrollen spielen, aufgeführt. Eder spielt selbst: Kabarettist, Kommentator, Erzähler, Sänger. Hightech-Lichtanlagen, Nebel-Gebläse und Supersound sollen das Publikum zusätzlich beeindrucken.

Ganz in der Nähe ist auch die "Affenrepublik" mit einem Kanzleramt eingerichtet. Tiernamen, darunter "Karl Heinz Prasser", "Werner Keilmann" oder "Peter Filz" sollen Besucher schmunzeln lassen.

Bären-Theater

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Auf Rufweite zum Reich der Nasenbären steht das nächste Bühnenhaus – das Bären-Theater mit Platz für 100 Leute. Dort gibt es eine Comic-Revue mit den überdimensionalen Comic-Bären. Singend und spielend klären die pummeligen Figuren ihre Gäste über das richtige Verhalten im Wald auf. "Hier setzen wir modernste Computertechnik für die Bewegung der Figuren und ihre Mimik ein. Das Programm wird von einer Person gesteuert, das spart Personal", sagt Eder.

Trotzdem bleibt der Tierpark mit den zwei Gastwirtschaften und dem Riesengelände ein wichtiger Arbeitgeber in der Gemeinde St. Aegyd. 20 Personen, vom Tierarzt über die Tierpfleger bis zum Küchenpersonal, halten den Theater-Zoo in Schwung. Der Chef und seine Familie drücken sich da nicht vor der Arbeit. "Um fünf Uhr bin ich da, um 23 Uhr wieder im Bett", erzählt Meister Eder.

Kernhof bei St. Aegyd/Neuwalde liegt in der Tourismusregion Traisen-Gölsental. Man befindet sich in der waldreichsten Gegend Österreichs. Die Hausberge Gippel (1669 m) und Göller (1766 m) mit ihren Almen sind beliebte Ausflugsziele.

20 Kilometer von Kernhof entfernt liegt der Wallfahrtsort Mariazell. Deshalb führen zwei der wichtigsten Pilgerrouten Österreichs, die "Via Sacra" und der Wiener Wallfahrtsweg durch die Region. Deren geistiges Zentrum ist das Zisterzienserstift Lilienfeld mit Österreichs größter mittelalterlicher Klosteranlage. Hier ist das Siegel aufbewahrt, das erstmals Österreichs rot-weiß-rote Flagge zeigt. Vom "Klosterpunkt" am Lilienfelder Hausberg Muckenkogel (1248 m) sind die vier Klöster Melk, Herzogenburg, Göttweig und Lilienfeld sichtbar. Der Berg gilt als die Wiege des alpinen Skilaufs. Dem Ski-Pionier Matthias Zdarsky ist ein Museum gewidmet. Der 111 Kilometer lange Traisentalradweg zwischen Traismauer, St. Pölten und Maria Zell ist einer beliebtesten des Mostviertels. Gemütliche Einkehrwirtshäuser bieten vielerorts Quartier und kulinarische Schmankerln bis zum Haubenniveau. Wildspezialitäten spielen eine Hauptrolle.

www.kameltheater.at, www.mostviertel.info