Achtjähriger Primoballerino holte Gold bei Dance World Cup
Von Caroline Ferstl
Eigentlich ist Benjamin Dietl ein ganz normaler Achtjähriger: Am liebsten spielt er mit Autos und Bauklötzen, in der Schule rechnet er gerne und sein Lieblingsessen ist Schinken-Käse-Toast. Und Benjamin tanzt gerne. Aber nicht irgendwas, sondern Ballett: „Am liebsten mache ich einen Spagatsprung“, und schon springt der zarte Bub durch den Saal.
Benjamin tanzt so gut, dass er beim Dance World Cup in Braga in Portugal im Sommer Gold in der Kategorie „Mini Solo Ballett Boys“ holte. Er krönte sich damit unter 6.013 Teilnehmern aus 53 verschiedenen Ländern zum Weltmeister der Ballett-Nachwuchstänzer.
Von der Pike auf
Das Tanzen wurde dem Buben quasi in die Wiege gelegt: Mama Linda Schütz ist selbst Balletttänzerin, hat Tanz und Musical studiert und unterrichtet im Verein „Dance Well Academy“ in Wiener Neustadt. „Als Kleinkind nahm ich Benjamin eben mit in den Unterricht, er ist nebenbei gesessen, hat gespielt und zugesehen. Irgendwann wollte er dann mitmachen“, erinnert sich Schütz.
Mit fünfeinhalb Jahren nahm Benjamin erstmals Unterricht. „Alles andere wäre zu früh gewesen. Ich habe viele Eltern, die wollen ihre Kinder schon mit drei Jahren Ballett tanzen schicken, aber das ist in diesem Alter noch uninteressant. Da wollen sie laufen und springen und nicht Ballett tanzen“, so die 46-Jährige.
Sieben Medaillen hat Benjamin schon zu Hause, von Regional- und Landesausscheidungen bis zum heurigen Dance World Cup. „Die Medaille gefällt mir am besten, sie ist Gold mit einem gelben Band“, erzählt der Achtjährige. Vor Tausenden Augen tanzte er bei der Weltmeisterschaft das Stück „El Capitan“. „Auf der Bühne war ich nicht so nervös, davor aber schon“, gesteht er.
Zwei Mal in der Woche nimmt Benjamin Unterricht bei seiner Mama. Ob sie eine strenge Lehrerin ist? „Find’ ich nicht, aber die anderen schon“, antwortet Benjamin mit einem Schmunzeln.
Auch Prinzen tanzen
Die anderen, das sind hauptsächlich Mädchen. Benjamin ist der einzige Bub in seiner Gruppe. Nicht selten hört er von Gleichaltrigen, Ballett sei nur etwas für Mädchen. In der Schule hat er es deswegen nicht immer leicht, auch, weil er sehr zart und klein für sein Alter ist
„Deswegen sind die Wettbewerbe wichtig für ihn: Da sieht er, dass es auch andere Buben gibt, die Ballett tanzen“, erklärt seine Mutter. Übrigens nimmt auch der britische Thronfolger Prinz George Ballettunterricht.
Mama Schütz hat ebenfalls oft mit Kritik zu kämpfen: „Heute darf man nichts mehr verlangen, nur mehr anbieten. Trotzdem wollen die Eltern einen Fortschritt ihrer Kinder sehen. Ich verlange nichts, was das Kind nicht kann, Kinder müssen aber gefördert werden.“
Schon jetzt überlegt Benjamin mit seiner Mama, welches Stück und welche Schritte er beim Dance World Cup 2020 in Rom präsentieren möchte. Dazu schaut er am liebsten Youtube-Videos von seinem Idol, dem Australier Steven McRae. Der tanzt nicht nur Ballett, sondern steppt auch. Benjamin hat sich nun ebenfalls Steppschuhe gewünscht, „das mag ich auch ausprobieren“, erzählt er mit großen Augen.
Profitänzer wäre übrigens nur seine zweite Berufswahl: „Pilot mag ich mal werden, dann kann ich auf der Piste Vollgas geben und zu jedem Wettbewerb fliegen.“
Studien zufolge beugt Ballett Demenz vor, stärkt Koordination, Kraft, Beweglichkeit und fördert das Selbstbewusstsein. Der Verein „Dance Well Academy“ in Wiener Neustadt sucht Kinder und Jugendliche, die allein oder in der Gruppe mit Ballett, Modern, Jazz oder Stepp an Wettbewerben teilnehmen wollen. Vortanzen ist am 16. November in der Tanzschule Weninger. Anmeldung unter 0680/3151304.