Chronik

Freud und Leid der schulfreien Tage

Freitag ist wieder ein Fenstertag. Pünktlich startet damit die Diskussion über schulautonome Tage. Fünf freie Tage gibt es pro Schuljahr in den höheren Schulen, vier sind es in Pflichtschulen (siehe Artikelende). Während die meisten Kinder und Jugendlichen am Freitag frei haben, müssen andere die Schulbank drücken. Ein Ärgernis für Eltern mit Kindern in unterschiedlichen Schulen, die freie Tage nicht für einen Familien-Kurzurlaub nutzen können.

Um dieses Problem abzufedern, sind bereits zwei der schulautonomen Tage zentral geregelt, so auch der kommende Freitag. Aber was wäre eine Regel ohne Ausnahme? Der schulautonome Tag gilt nur für fünftägige Schulen, nicht aber für Schulen mit sechs Tagen Unterricht pro Woche – etwa Musikschulen oder manche Oberstufengymnasien.

Reformbedarf

Dass Reformbedarf herrscht – darüber sind sich alle Beteiligten einig. Doch das war es mit den Gemeinsamkeiten.

Wiens Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl plädierte im ORF erneut dafür, die schulautonomen Tage ersatzlos zu streichen. Auch die freien Dienstage nach Pfingsten und Ostern seien nicht notwendig.

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Viele Eltern sind damit nicht einverstanden, wie eine KURIER-Umfrage vor einer Volksschule in Wien-Neubau zeigt: „Es wird doch schon überall gekürzt, warum müssen jetzt auch noch die Kinder dran glauben?“, fragt die 37-jährige Monika Schumpeter. Ihr wäre es lieber, wenn es so bliebe, wie es ist. „Wenn sie was ändern wollen, dann bitte die zusätzliche Turnstunde einführen, die schon ewig im Gespräch ist.“

Gemeinsame Zeit

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Auch Maya Stankovic hält nichts von einer Kürzung der schulautonomen Tage. Sie und ihr Mann müssen öfters am Wochenende arbeiten. „Deshalb legen wir uns die freien Tage immer auf die schulautonomen Tage.“ Auf diesem Wege gäbe es zumindest ein paar gemeinsame Feiertage mit Tochter Angeline. „Außerdem brauchen Kinder auch mal Zeit, um sich zu erholen“, sagt die 30-jährige Restaurantfachfrau.

Ähnlich argumentieren Schülervertreter. „Das Betreuungsproblem ist für uns kein Grund, die schulautonomen Tage ersatzlos zu streichen“, sagt Michael Jayasekara, Obmann der VP-nahen Schülerunion in Wien. Und auch die Lehrer wollen an den schulautonomen Tagen nicht rütteln, da diese vor allem für Fortbildung und Konferenzen gebraucht würden.

Doch dass an diesem Freitag viele Lehrer in der Schule anzutreffen sind, bezweifeln viele. Brandsteidl zum KURIER: „Ich weiß es nicht, weil es nicht gemeldet werden muss. Ich kann es nur hoffen, dass die Lehrer in der Schule sind.“

In Oberösterreich werden für die schulautonomen Tage Empfehlungen vorgegeben. „Dadurch schaffen wir es, dass die freien Tage einigermaßen einheitlich sind“, erklärt Präsident Fritz Enzenhofer. NÖ-Landesschulratspräsident Hermann Helm ortet dennoch Reformbedarf: „Zumindest regional gehören die Tage vereinheitlicht. Hier ist der Gesetzgeber gefordert“, sagt Helm.

In das selbe Horn stößt sein burgenländischer Amtskollege Gerhard Resch: „Auch wenn es Lehrer nicht gerne hören: Eltern und Schüler sind unsere Kunden. Schulautonome Tage gehören vereinheitlicht. Wir müssen über eine Reduktion nachdenken.“

Der Ball liegt also einmal mehr bei Unterrichtsministerin Claudia Schmied, die diesen aber gleich an Eltern, Lehrer und Schulen zurückgibt.

„Die Schulpartner sind dazu aufgerufen, einen gemeinsamen Lösungsvorschlag einzubringen“, erklärt ein Sprecher Schmieds auf KURIER-Anfrage. Eine rasche Lösung ist damit nicht in Sicht. Auch eine Extrawurst für ein einzelnes Bundesland könne es nicht geben. „Die bundesgesetzliche Regelung sei analog in den Ländern umzusetzen“, heißt es aus dem Büro der Unterrichtsministerin.

Ursprung

Schulautonome Tage sind vier (in Pflichtschulen) bzw. fünf (in weiterführenden Schulen) unterrichtsfreie Tage, die von den Schulen selbst gesetzt werden können. Die 1995 eingeführten Tage sollten für Elternsprechtage oder Konferenzen genützt werden. Schulfrei haben nach dem Gesetz nur die Schüler.

Heute

Seit 2010 werden zwei Tage von den Bundesländern vorgegeben. Zwei bzw. drei Tage können individuell verwendet werden. Die Abschaffung steht immer wieder zur Diskussion.