Chronik/Burgenland

"Wollte ihnen Denkzettel verpassen"

Ich wollte ihnen nur einen Denkzettel verpassen“, rechtfertigt sich der 62-jährige Josef K. am Freitag im Landesgericht Eisenstadt. Der Pensionist hat sich im November des Vorjahres durch den Lärm einer türkischstämmigen Familie in einer Wohnhausanlage in Mattersburg gestört gefühlt. Aus diesem Grund habe er zwei Schüsse auf die Fenster zweier benachbarter Familien abgefeuert. In den Zimmern schliefen jeweils ein einjähriger und ein neunjähriger Bub. Verletzt wurde niemand.

Ausländerhass sei nicht das Motiv gewesen, beteuert der Beschuldigte, der sich geständig verantwortete.

„Welcher Teufel hat Sie da geritten, dass sie auf die Fenster geschossen haben“, wollte Einzelrichter Wolfgang Rauter vom Angeklagten wissen. Der Beschuldigte gab an, dass es in der Wohnung der Familie sehr laut gewesen sei. „Meine Frau ist schwer krank, sie braucht Ruhe“, sagt der 62-Jährige. An besagtem Novemberabend habe er die Nerven verloren. Zuerst habe er bei der Wohnung einer der Familien angeläutet und gesagt: „So kann das nicht weitergehen.“ Kurze Zeit später hat der Jäger ein Gewehr genommen und auf die Fenster geschossen. „Ich wollte nur auf den Rollkasten zielen.“ Dass sich hinter dem Fenster Personen aufhalten könnten, daran habe er nicht gedacht. „Ich wollte niemanden verletzten oder töten.“Er sei lediglich wegen des Lärms gereizt gewesen.

Die beiden türkischstämmigen Familien geben an, auch nach drei Monaten noch an den Folgen der Tat zu leiden. „Wir haben Angst und sind in psychologischer Betreuung“, sagt Familienvater Yakup C. als Zeuge.

Tötungsabsicht

Ein Tötungsvorsatz sei nicht nachweisbar gewesen, deshalb habe die Anklage nicht auf Mordversuch gelautet, erklärte Staatsanwalt Wolfgang Swoboda.

Richter Rauter sprach den 62-Jährigen schuldig: „Dieses Verhalten ist schlicht und einfach inakzeptabel“. Der Pensionist wurde wegen gefährlicher Drohung und schwerer Nötigung zu 18 Monaten bedingter Haft und 5400 € Geldstrafe verurteilt. Den betroffenen Mitgliedern der beiden Familien wurden je 100 Euro zugesprochen.

Während der Anwalt des Beschuldigten erklärte, „froh über das Urteil“ zu sein, empfinden die beiden türkischen Familien das Urteil zu milde. „Jetzt ist er wieder in Freiheit. Wir haben Angst“, sagt Ebru C. Die Familie überlege bereits, aus der Stadt wegzuziehen. Josef K. ist bereits umgezogen.