Windräder wärmen 1.000 Haushalte in Neusiedl am See
Von Paul Haider
Es handle sich um eine weltweit einzigartige Anlage und die erste ihrer Art: Bei der offiziellen Inbetriebnahme von „power2heat“ in Neusiedl am See wurden Energie-Burgenland-Vorstand Stephan Sharma und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) nicht müde, die Einzigartigkeit des neuesten Energie-Prestigeprojektes des Landes zu betonen.
Der Spatenstich für die „power2heat“-Anlage wurde im Frühling 2019 gesetzt. Etwas mehr als zwei Jahre und fünf Millionen Euro später ist sie nun diese Woche ans Netz gegangen. Die Tatsache, dass im Burgenland mittlerweile mehr Windstrom erzeugt wird, als verbraucht werden kann, hat das Projekt ins Rollen gebracht.
„Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir überschüssigen Wind, den unser Stromnetz nicht mehr aufnehmen kann, veredeln können. Das Ergebnis ist ein Innovationsfeuerwerk und ermöglicht CO₂-freies Heizen“, verkündet Sharma.
17 Windräder liefern Überschuss-Strom
Die Anlage stellt tatsächlich eine kleine Revolution in der Energieverwertung dar: Erstmals wird aus überschüssigem Windstrom Wärme produziert. Eine drei Kilometer lange Leitung bringt den Strom von den 17 Windkraftanlagen im Windpark Neusiedl zum Heizwerk in der Oberen Wiesen. Dort werden mit dem Überschussstrom vier neue Hochleistungs-Wärmepumpen angetrieben.
Das Fernwärme-Netz versorgt ab sofort 1.000 Neusiedler Haushalte mit der Windstrom-Wärme.
Einsparpotential: 300 Tonnen CO₂
Fast 120.000 Kubikmeter Erdgas, 1.200 Tonnen Biomasse und 300 Tonnen CO₂ könnten dadurch pro Jahr eingespart werden, rechnet die Energie Burgenland vor.
„Damit nutzen wir das Gold des Burgenlands – den Wind – doppelt: einmal, um mit dem Windrad Strom zu erzeugen und das zweite Mal, um daraus mit der Luft-Wärmepumpe grüne Wärme zu gewinnen“, erläutert Sharma.
Bei Windflaute oder einem Ausfall kommt im Heizwerk wie bisher Biomasse zum Einsatz. Ein stationärer Batteriespeicher ermöglicht das geregelte Herunterfahren der Anlage, während zwischen den beiden Systemen umgeschaltet wird.
Dem Klimaziel, bis 2030 völlig energieautark zu werden, rückt das Burgenland damit wieder ein Stück näher. Der Plan sieht vor, schon in wenigen Jahren beim Heizen komplett auf Gas, und in weiterer Folge auch auf Biomasse, verzichten zu können.
Einstimmiger Gemeinderats-Beschluss zu Fotovoltaik
Die hitzigen Debatten in der Stadt um ein anderes Vorhaben der Energie Burgenland haben sich Donnerstagabend im Gemeinderat weitgehend in Wohlgefallen aufgelöst: Im Zuge des Projekts „Zukunftsstadt Neusiedl“ wurden 217 Hektar im Norden des Gemeindegebietes als möglicher Standort für einen Freiflächen-Fotovoltaik-Park ins Auge gefasst (der KURIER berichtete). Der ursprüngliche Grundsatzbeschluss für das Projekt wurde verworfen.
Stattdessen hat der Neusiedler Gemeinderat einstimmig einem Antrag der Grünen zugestimmt: Demnach sollen zunächst Dächer und bereits versiegelte Flächen auf ihre Nutzbarkeit für Fotovoltaik-Anlagen überprüft werden. Außerdem soll der voraussichtliche Strombedarf der Stadt in den nächsten Jahren erhoben werden.