Wer sich 400 Jahre hält, muss nachhaltig sein
Von Thomas Orovits
Die Burg Forchtenstein ist ein Monument der Nachhaltigkeit. Um das Jahr 1300 erstmals erwähnt, wurde die Wehranlage 1622 von Kaiser Ferdinand II. an Nikolaus Esterházy übergeben. Dass Esterhazy – mittlerweile längst ohne politische Macht, aber wirtschaftlich potent – 2022 den Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens auf der Burg präsentierte, ist insofern von zwingender Logik.
Seit 2006 legt Esterhazy fast jedes dritte Jahr eine Zusammenschau der wirtschaftlichen Kennzahlen in Buchform vor. Der am Donnerstag vor zahlreichen Geschäftspartnern präsentierte sechste Nachhaltigkeitsbericht behandelt die Jahre 2019 bis 2021 und ist mit Perspektivenwechsel betitelt. Die Corona-Pandemie habe dazu gezwungen, „von einem Tag auf den anderen Routinen zu hinterfragen (...) und quer durch alle Unternehmensbereiche neue Blickwinkel einzunehmen“, erläuterte Matthias Grün, Vorstand der Esterhazy Privatstiftungen, und seit einigen Jahren hinter Stefan Ottrubay die Nummer 2 in der Esterhazy-Hierarchie.
Apropos: Ottrubay, der im Jahr 2000 von seiner Tante Melinda Esterhazy mit der Leitung der Esterhazyschen Stiftungen und Betriebe betraut wurde, fehlte am Donnerstag in der illustren Runde aus privaten Gründen. Der 67-jährige Manager hält das Zepter bei Esterhazy aber weiter fest in Händen. Dass seine Lust am Gestalten ungebrochen ist, konnte man erst vor einigen Wochen beobachten, als Ottrubay Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei der Eröffnung des Green-Tech-Bio-Campus am Esterhazy-Bio-Landgut bei Donnerskirchen begrüßen konnte. Dort wird seit zwei Jahrzehnten nicht nur biologische, also nachhaltige Landwirtschaft betrieben, sondern jetzt auch Kindern veranschaulicht, wie Erzeugung erneuerbarer Energie mit Bio-Landwirtschaft verknüpft wird. 2019 erfolgte auch im Weingut die Umstellung auf rein biologische Bewirtschaftung.
Stabiler Umsatz
Im rund 130-seitigen Nachhaltigkeitsbericht werden die fünf Geschäftsfelder von Esterhazy – Pannatura (Land- und Forstwirtschaft), Immobilien, Weingut, Hospitality sowie Kultur, Tourismus & Veranstaltungen – ausführlich dargestellt. 2021 erwirtschaftete die Esterhazy-Gruppe mit rund 420 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von 57,5 Millionen Euro (in den beiden Jahren davor waren es je 57,3 Millionen). Der Gewinn vor Steuern lag im Vorjahr bei 11,4 Millionen Euro, etwas weniger als zuvor.
Ertragreich sind vor allem die Sektoren Pannatura und Immobilien. Seit Gründung der drei Privatstiftungen ab dem Jahr 1994 und später der operativ tätigen Esterhazy Betriebe dient der wirtschaftliche Erfolg auch der Erhaltung des historischen Erbes. Allein 2021 flossen acht Millionen Euro ins Schloss Esterházy in Eisenstadt und andere Baudenkmäler.
Schloss oder Römersteinbruch St. Margarethen sind wiederum Spielstätten für die Kultur: Das Herbstgold-Festival im Haydnsaal, Opern unter freiem Himmel im Steinbruch.
Auch wenn diese Produktionen vermutlich nicht ganz so nachhaltig wirken wie weiland Joseph Haydn von 1761 bis 1790 am Fürstenhof in Eisenstadt.