Weniger Bälle: Katerstimmung bei den Wirten
Als wären die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel nicht schon genug: Jetzt hat sich auch das Ausgehverhalten der Burgenländer geändert. Das spüren vor allem die Wirte, die nun weniger Geschäft machen. Auch wenn im Burgenland laut Schätzung der Wirtschaftskammer nun etwa 150 bis 200 Ballveranstaltungen am Programm stehen, so ist das dennoch um rund zwei Drittel weniger als vor zehn Jahren.
Anni Heinrich ist seit 45 Jahren im Gasthaus „Kirchenwirt“, das ihre Eltern zuvor geführt hatten, tätig. „Vor ein paar Jahren hatten wir jede Saison etliche Bälle im Lokal“, sagt die Gastronomin. Feuerwehr- und Arbeiterbälle habe es gegeben und auch die Pfarre, die Musiker, Weinbauern und Gewerbetreibende luden jedes Jahr zum Tanzvergnügen. Doch das ist jetzt vorbei. „Heuer haben wir keinen einzigen Ball bei uns im Gasthaus.“ Lediglich im „Vinatrium“ geht heute das Unionskränzchen über die Bühne.
„Früher, da sind die Runden im Wirtshaus gelaufen. Heute müssen die Leute sparen“, meint Heinrich. Die Wirtshausbesuche würden weniger, die Feiern im privaten Kreise häufiger.
Zurückhaltung bei der Konsumation
Beim „Kirchenwirt“ von Matthias Mirth im südburgenländischen Eltendorf, hat gestern, am Dreikönigstag, der Trachtenball stattgefunden. Es war der einzige Ball heuer im Ort. Die Buchungslage war bis zuletzt unter den Erwartungen und den Zahlen von 2019 geblieben. Vor 20 Jahren, sagt Mirth, habe beinahe jeder Verein zum Ball geladen. „Damals haben die Gäste auch gut gespeist, um eine ,g’scheite Unterlage‘ für den Abend zu haben. Heute ist das anders.“ Gegessen werde vor der Tanzveranstaltung im Lokal kaum noch. Auch bei der Konsumation von Wein, Bier und Spirituosen seien viele nicht nur aus Sorge um ihren Führerschein zurückhaltend.
600 Bälle im Jahr 2013
180 Besucher wurden 2013 jeweils durchschnittlich bei den rund 600 Ballveranstaltungen im Land gezählt, weiß Franz Perner von der Wirtschaftskammer. Damals hat jeder Gast zumindest Speisen bzw. Getränke zwischen 60 und 80 Euro konsumiert.
„Heute wird viel weniger ausgegeben. Nur mit dem Eintritt rentiert sich das Ballgeschäft für die meisten Wirten nicht mehr“, so Perner. Schließlich müssten die Gastronomen Musik und Dekoration zahlen, manche Gemeinden heben sogar eine Lustbarkeitsabgabe ein.
Die Highlights
Weniger zu klagen hätten die Ballveranstalter in Eisenstadt, Neusiedl am See und Oberwart, so Perner. Bälle in Städten seien nach wie vor gut besucht, hier könne die Gastronomie noch mit rentablen Umsätzen rechnen – so wie bei den Schulbällen.
Apropos: Die großen Ereignisse stehen bevor. In Eisenstadt geht am 28. Jänner der Ball der Wirtschaft über die Bühne, am selben Tag wird nach dreijähriger Pause zum Garnisonsball nach Güssing geladen.