Südburgenlandbus: Von Kalch in die Welt
Von Roland Pittner
Seit einem Jahr ist der öffentliche Verkehr auch im Südburgenland angekommen. War die Reise von der südlichsten Gemeinde Kalch nach Eisenstadt in einem Tag öffentlich kaum zu bewältigen, verkehrt nun ein Bus des Landes auf der Strecke. Hin- und Rückfahrt sind an einem Tag zu bewältigen „Man muss um 3.40 Uhr in Kalch wegfahren, ist um 7.30 Uhr in Eisenstadt mit einmal Umsteigen und man kommt auch wieder zurück“, sagt Wolfgang Werderits, Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Burgenland (VBB) Gesellschaft. Seit Jänner 2021 verkehren in großen Teilen des Südens die Kleinbusse der Landestochter und verbinden Oberwart, Stegersbach und Güssing mit Graz. Im Vorjahr betrug das Budget eine Million Euro, für heuer sind 4,3 Millionen Euro vorgesehen, da das Angebot ausgeweitet wurde.
Die Zahl der Fahrgäste ist im Laufe des vergangenen Jahres gestiegen. Bis zu 700 Personen wurden pro Woche transportiert. Von Oberwart und Güssing nach Graz sind die Busse am besten besetzt unterwegs. „Aber auch von Oberschützen nach Graz gibt es viele Fahrgäste, vor allem Studenten der Musikhochschule, die dort in der Expositur sind“, sagt Werderits. Im Bezirk Jennersdorf würden viele Arbeiter mit dem neuen Bus zu den Magna-Werken nach Graz pendeln. Rund 6.500 Personen mit Hauptwohnsitz Burgenland, vor allem aus dem Süden, arbeiten in der Steiermark, dazu kommen rund 370 Studentinnen und Studenten. „Für diese Personen haben wir mit dem Südburgenlandbus nach Graz und jetzt zusätzlich mit dem kombinierten Klimaticket Burgenland-Niederösterreich-Steiermark ein hochattraktives Angebot geschaffen, um auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen“, erklärt Verkehrslandesrat Heinrich Dorner, SPÖ.
Hauptbahnhof GrazNoch heuer soll die Station Hauptbahnhof Graz in den Fahrplan aufgenommen werden. „Anfang Jänner haben wir die Zusage für eine Haltestelle bekommen, wir rechnen in zwei Monaten mit den ersten Fahrten“, sagt Werderits. Es sei ein Kurs, der sicher noch weitere Fahrgäste bringen wird. In den nächsten Wochen werden auch neue Busse zum Einsatz kommen, die behindertengerecht sind. „Die Busse, die lokal unterwegs sind, sollen alle für Kinderwägen oder Rollstuhlfahrer geeignet sein, das war schon immer so geplant, allerdings waren die Fahrzeuge bis jetzt noch nicht lieferbar“, erklärt Werderits.
Neue Verkehrskonzepte
Die Verkehrsbetriebe Burgenland arbeiten derzeit auch am Konzept für „Burgenland mobil“, das 2023 im Jänner starten soll. Praxiserfahrungen des Südburgenlandbusses fließen in diese landesweite Planung bereits ein. „Wir wollen das Mobilitätssystem neu denken und für alle ein flexibles System mit bedarfsgesteuert eingesetzten Kleinbussen schaffen. Kurze Zugangswege zu den Sammelpunkten und Fahrtmöglichkeiten über den ganzen Tag – in der Gemeinde, in der Region, zu den Knoten – schaffen eine Alternative für alle, die auch einmal auf den Pkw verzichten wollen oder müssen“, sagt Dorner. Gestartet soll regionsweise ab Anfang 2023 werden. Die Fahrten sollen im Gegensatz zum Südburgenlandbus, mit lokalen Verkehrsunternehmen durchgeführt werden.
Denn sogar das Land hat Probleme, genügend Busfahrer zu finden. „Wir suchen noch Chauffeure und würden Interessierten sogar die Ausbildung zahlen“, erklärt Werderits.