Schmuckstück aus dem alten Stadl
Von Michael Pekovics
Einsatztüchtig und abfahrbereit steht sie da, die über 100 Jahre alte Kutsche der Feuerwehr Wolfau (Bezirk Oberwart). „Die Pumpe könnte man sogar noch verwenden, alle Dichtungen sind in Ordnung“, erzählt FF-Mitglied Martin Kureck. Damit das historische Gefährt aus dem Jahr 1895 einen würdigen Platz zum weiteren Altern hat, wurde sogar ein eigenes Museum gebaut. Eröffnet wird der „Altersruhesitz“ am 25. August mit einem großen Fest.
Dabei wäre die Rarität beinahe unentdeckt geblieben und weiter in einem alten, verfallenen Schuppen vermodert. Der Abriss des schon baufälligen Stadls stand unmittelbar bevor, doch dann erinnerten sich Feuerwehrmitglieder an das Gefährt und schritten zur Tat. Schnell hatten der Bürgermeister, der alte Feuerwehrkommandant und weitere Honoriäten die Idee, rund um die Kutsche ein eigenes Feuerwehrmuseum zu errichten – das dritte im Land.
Aus alt wird neu
Die Planungen begannen, nach kurzer Zeit war auch ein passender Standort gefunden – bei einem alten Wachhaus entlang der Hauptstraße. Das war zwar noch nicht ganz so renovierungsbedürftig wie die Kutsche, hatte seine besten Jahre aber auch schon länger hinter sich. Also wurde das Wachhaus in die Planungen integriert – und die vielen fleißigen Hände der Mitglieder der Feuerwehr Wolfau machten sich ans Werk. „Zum Glück haben wir einige Professionisten in unseren Reihen, wir konnten alle Arbeiten selbst erledigen“, erzählt Martin Kureck.
1.300 Stunden später
Während also die Restaurierung der Kutsche in Angriff genommen wurde, ging gleichzeitig der Bau des Museums los. Die Materialkosten dafür wurden von der Gemeinde übernommen, die Arbeitszeit von den Mitgliedern der Feuerwehr geleistet. Fremde Hilfe war bei der aufwendigen Restaurierung nicht notwendig. „Die Bestandteile sind alle aus Holz und Stahl, da konnten wir viel selber machen“, sagt Kureck. Insgesamt wurden für den Bau des Museums und die Instandsetzung der Kutsche 1.300 Arbeitsstunden aufgewendet.
Zeitreise zurück zu den Anfängen der Feuerwehr
Es ist kein Zufall, dass sich in Pinkafeld (Bezirk Oberwart) eines von zwei weiteren burgenländischen Feuerwehrmuseen findet. Denn die Stadtfeuerwehr Pinkafeld ist mit dem Gründungsjahr 1871 die älteste Feuerwehr des Landes.
Dementsprechend gut ausgestattet ist das Stadt-, Tuchmacher- und Feuerwehrmuseum, wie es offiziell heißt. In den alten Gemäuern im Stadtzentrum finden sich zahlreiche Exponate. Prunkstücke des wohl am schönsten gestalteten Raumes des Museums sind die handgezogene Saug- und Druckspritze (Hydrophor) aus dem Jahr 1868, die Dampfspritze aus 1909, die Motorspritze der Betriebsfeuerwehr Putsch und die Benzinmotorspritze mit Baujahr 1935. Der Ankauf von letzterer war eine Premiere: Die Feuerwehr Pinkafeld war die erste Wehr im Land, die eine solche Spritze verwendete.
Besichtigt werden kann das Museum in Pinkafeld in den Sommermonaten jeweils von Donnerstag bis Samstag (10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr) sowie am Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Im Mai, Juni, September und Oktober sind die Öffnungszeiten jeden Samstag, Sonn- und Feiertag von 14 bis 17 Uhr. Gruppen ab zehn Personen können sich bei der Stadtgemeinde voranmelden.
Die traditionsreiche Geschichte der burgenländischen Feuerwehren wird auch im Museum des Landesfeuerwehrverbandes in Eisenstadt dargestellt. Die umfangreiche Sammlung beinhaltet historische Geräte, Dampf- und Handspritzen aus den Jahren 1753 bis 1901 sowie Pumpen und Fahrzeuge. Außerdem werden historische Belege, Geräte, Helme, Orden und Auszeichnungen, Fahnen sowie Pumpen und Fahrzeuge ab dem Jahre 1930 gezeigt. Das Museum sei eine „Stätte des Dankes an die Väter und Pioniere des burgenländischen Feuerwehrwesens“, heißt es auf der Homepage.
Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr und Freitag von 8 bis 13 Uhr. Besuche und Führungen im Feuerwehrmuseum sind gegen Vereinbarung auch am Wochenende möglich. Terminvereinbarungen bei Helmut Holzbauer unter vw@lfv-bgld.at oder 02682 / 62 105 – 25.
Historischer Fund
Ursprünglich dürfte das historische Gefährt anno dazumal im ungarischen Sopron im Einsatz gewesen sein – oder zumindest von dort den Weg ins südburgenländische Wolfau gefunden haben. Eine Inschrift mit dem Namen „Frigyes Seltenhofer“ stellt einen Bezug zur damals berühmten Glockengießerdynastie Seltenhofer in Sopron her.
Was neben der Feuerwehrkutsche aus dem Jahr 1895 noch im Museum zu sehen sein wird? Eine alte Tragkraftspritze der Feuerwehr Wolfau wird ebenso ausgestellt wie alte Ausrüstungsgegenstände und Uniformen sowie Bekleidung. Und natürlich auch jede Menge historische und aktuelle Fotos der Feuerwehr Wolfau.