Chronik/Burgenland

Rote Granden von SP-Minister "enttäuscht"

Die Entscheidung ist gefallen, die Emotionen steigen  – vorerst – dennoch weiter: Am Dienstagvormittag wurde die seit 2002 amtierende Helene Sengstbratl vom Verwaltungsrat für weitere sechs Jahre als AMS-Landesgeschäftsführerin bestellt. Stellvertreter bleibt Manfred Breithofer. Bei AK, ÖGB und SPÖ, die die aus der Industriellenvereinigung kommende Sengstbratl verhindern wollten, ist der Ärger groß.

Der neunköpfige Verwaltungsrat, in dem neben je drei Vertretern von Arbeitgeber und -nehmerseite auch zwei Mitarbeiter des Sozialministeriums und eine Abgesandte des Finanzministeriums  sitzen, hat damit zum letztmöglichen Termin entschieden – ansonsten wäre SPÖ-Sozialminister Rudolf Hundstorfer am Zug gewesen (siehe auch Seite 11).

Enthaltungen

Enthaltungen Dem Vernehmen nach gab es für Sengstbratl vier Pro-Stimmen und fünf Enthaltungen der Arbeitnehmerseite und des Sozialministeriums. Die Herausforderinnen bleiben auf ihren Posten: Arbeitnehmer-Kandidatin Eszter Toth ist weiter Projektleiterin der grenzüberschreitenden gewerkschaftlichen Zusammenarbeit (IGR) und Judith Rechnitzer Personalchefin im AMS.

"Ich war mir nicht sicher, ob die Entscheidung am Dienstag fällt", sagte Sengstbratl, die an Sozialpartner und Politik appelliert,  rasch "an die Arbeit zu gehen", denn die Arbeitslosigkeit steige (im Mai um 8,9 Prozent auf 6149 Arbeitslose). Sie werde auf ihre Kritiker zugehen, brauche aber auch deren Bereitschaft.

Aus dem roten Lager kamen am Dienstag keine versöhnlichen Töne, man wirft  Sengstbratl vor, dass es zu wenig gelinge, "offene Stellen im Burgenland mit Burgenländern zu besetzen".

Ins Kreuzfeuer aus den eigenen Reihen geriet  aber auch der rote Sozialminister: Von "Hundstorfer, dessen Ministerium sich bei der Entscheidung der Stimme enthalten hat, bin ich maßlos enttäuscht", zürnte Soziallandesrat Peter Rezar. Für  AK-Präsident Alfred Schreiner hat sich Hundstorfer "von der ÖVP über den Tisch ziehen lassen". Sengstbratl erklärte sich die rote Rage damit, dass man unbedingt eine "Parteifreundin als AMS-Chefin wollte". Die so angesprochene Eszter Toth sagte, sie akzeptiere die Entscheidung, finde sie aber schade. Erfreut über die Verlängerung Sengstbratls zeigte sich Industriellen-Präsident Manfred Gerger: "Die Aufregung ist bald vorbei."