Chronik/Burgenland

Rettung sucht dringend Zivildiener

„Die Situation ist noch nicht dramatisch. Aber wir nehmen einen Trend in eine Richtung wahr, die uns Sorgen macht.“ Das sagt Rotkreuz-Sprecher Tobias Mindler und spricht damit den meisten Organisationen, die auf Zivildiener angewiesen sind, aus der Seele. „Langfristig arbeiten wir an Lösungen, denn es ist eine Tatsache, dass der Rettungsdienst in der aktuellen Form ohne Zivildienst nicht aufrecht erhalten werden kann.“

Ein Blick auf die einzelnen Bezirke zeigt ein differenziertes Bild. Während die Plätze in Eisenstadt, Mattersburg und Oberwart üblicherweise bereits zwei Jahre im Voraus reserviert sind, schaut es in Neusiedl am See, Oberpullendorf, Güssing und Jennersdorf aktuell düster aus.

Keine „Zivis“ im Norden

„Derzeit stehen wir im April 2019 ohne Zivildiener da“, sagt Andreas Rimpfl, Dienstführer der Bezirksstelle Neusiedl am See. „Dass einzelne Bewerber in einem Einrückturnus fehlen ist keine Seltenheit. Aber im April haben wir bei sieben freien Plätzen noch keinen einzigen Interessenten. Das wäre ein großes Problem für uns.“

Grundsätzlich gibt es an der Bezirksstelle Neusiedl pro Einrückturnus sieben Planposten für Zivildienstleistende. Die jungen Männer absolvieren die zwei- bis dreimonatige Ausbildung zum Rettungssanitäter und werden anschließend im Rettungsdienst eingesetzt. Wenn einzelne Personen ausfallen, kann dies meist intern kompensiert werden – durch den Einsatz von Freiwilligen oder mittels Unterstützung durch andere Bezirksstellen. „In den vergangenen Monaten haben wir auch versucht, die reduzierte Zahl an einrückenden Zivildienstleistenden durch Teilnehmer des ,Freiwilligen Sozialjahres‘ zu kompensieren. Das funktioniert derzeit recht gut“, sagt Mindler.

„Nicht jeder geeignet“

Im Südburgenland kämpft derzeit vor allem die Bezirksstelle Güssing mit dem Zivi-Mangel. „Im Jänner brauchen wir fünf Zivildiener, aber im Moment haben wir noch keinen einzigen auf der Liste“, sagt Christian Heinrich, Leiter der internen Ausbildung.

Nicht jeder, der sich bewirbt, ist auch für den Dienst als Sanitäter geeignet. Heinrich rät Interessierten, Schnupperdienste zu absolvieren, bevor sie sich beim Roten Kreuz melden. „Nicht jeder ist tauglich für den Rettungsdienst. Viele glauben, sie müssen bei uns nur Autowaschen oder Botendienste erledigen“, sagt Heinrich. „Andere wiederum kommen nach dem Lehrabschluss zum Zivildienst und wechseln dann in den Gesundheitsbereich, weil ihnen die Tätigkeit so gut gefällt.“

Tatsächlich bietet die Ausbildung zum Rettungssanitäter, die im Rahmen des Zivildiensts beim Roten Kreuz quasi „nebenbei“ gemacht wird, eine große Chance. „Wir hören immer wieder, dass diese Ausbildung einen hohen Stellenwert hat und die Chancen bei Bewerbungsgesprächen verbessert“, sagt Heinrich.

Generell sei die Stimmung unter den Zivildienern gut, dafür sorge auch die laufende Evaluierung des Dienstes, der laut Mindler immer wieder angepasst und verbessert werde, wenn Kleinigkeiten nicht passen. „Die jungen Männer berichten immer wieder, dass die Tätigkeit bereichernd ist“, sagt Rimpfl. „Aber aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge wird es immer schwieriger. Wir freuen uns jedenfalls über jeden Interessenten und tun unser Möglichstes, damit der Zivildienst als sinnvolle Zeit empfunden wird.“