Chronik/Burgenland

Steinbrunner See: Hausbesitzer fürchten höhere Mieten

Wer ein Haus am Steinbrunner See hat, darf sich glücklich schätzen. Ruhige Lage und doch nicht weit zur A 3, was die Siedlung rund um ein ehemaliges Kohlerevier für zahlreiche Wiener zu einer wohlfeilen Alternative zum Schrebergarten in der Bundeshauptstadt macht. Und das Wichtigste: Moderate Mieten für die Grundstücke, auf denen die Siedler seit Ende der 1960-er Jahre schmucke Häuser gebaut haben.

Wer ein Haus am Steinbrunner See hat, sieht dieser Tage sein Glück gefährdet, denn die Mietverträge mit der Gemeinde laufen nach 20-jähriger Laufzeit Ende 2020 aus. Ab 1. Jänner 2021 sollen die Mieten deutlich angehoben werden. Um wie viel? Das könnte davon abhängen, auf welcher Seite der Steinbrunner Straße man lebt.

Angebot sieht Vervierfachung vor

Auf der rechten Seite von Steinbrunn kommend stehen die Häuser auf Gemeindegrund. Die Kommune will laut Gemeinderatsbeschluss den Mietzins von derzeit 1,25 Euro je m² auf 2,90 pro Quadratmeter und Jahr anheben. „Das ist ein sehr faires und angemessenes Angebot“, ist ÖVP-Bürgermeister Thomas Kittelmann überzeugt.

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Nach 20 Jahren mit „sehr günstigen Mietzinsen“ stelle das eine „moderate Erhöhung“ dar. Kittelmann möchte diese Erhöhung auch für die Siedler auf der linken Seite der Steinbrunner Straße. Diese Grundstücke befinden sich im Eigentum von 19 Privaten, von denen die Gemeinde den Grund gepachtet und an die Siedler vermietet hat.

Die 19 Eigentümer haben das Angebot der Gemeinde bisher nicht akzeptiert. Es soll eine Vervierfachung vorsehen. Statt bisher rund 50 Cent blieben den Privaten 2 Euro netto je Quadratmeter.

Gipfel am 12. November

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Aber sie wollen mehr. „Viel mehr“, sagen besorgte Mieter. Gemunkelt wird, dass die Privaten das Fünf- bis Sechsfache fordern und die Verträge nur mehr für zehn Jahre abschließen wollen statt wie bisher für 20. Unter diesen Umständen würden viele Mieter nicht mehr in ihre Häuser investieren, ist zu hören.

Michael Gludovatz, der als Sprecher der 19 Grundeigentümer gilt, was er relativiert, will sich auf KURIER-Anfrage nicht zu den Vorstellungen der Grundeigner äußern. Es handle sich um „laufende Gespräche“, die wolle er nicht in der Zeitung führen. Gänzlich abweisend die Obfrau des Siedlervereins. Sie werde „nichts sagen“ und das gelte auch für alle anderen Mitglieder des Vorstands.

Vertrag mit Gemeinde 

Ernst Unger ist hingegen einer, der sich vor den Vorhang traut. Der 60-jährige Kfz-Techniker aus Wien hat seit Sommer 2011 eine Bleibe am See – auf Privatgrund. Derzeit zahle er für das 440m² große Grundstück rund 550 Euro pro Jahr Miete. Bei 2,90 Euro wären es schon knapp 1.300 Euro, der Wiener fürchtet aber eine weit höhere Forderung der Privateigentümer, das wäre „ein Witz“, klagt er. Unger sperrt sich nicht grundsätzlich gegen eine Anhebung, „die Verwaltung kostet Geld, das ist jedem klar“. 2 bis 2,20 Euro je Quadratmeter wären für ihn verschmerzbar. Werden es mehr, „muss ich überlegen, ob ich mein Haus wie geplant ausbaue“.

Wie Unger haben auch andere Siedler auf Privatgrund den Vertrag mit der Gemeinde abgeschlossen. „Aus dem Vertrag meiner Mutter geht nicht hervor, dass der Grund Privaten gehört“, sagt ein anderer Wiener, dessen Mutter seit Jahrzehnten am See lebt.

Das könnte sich ändern. Nehmen die 19 Privaten das Angebot der Kommune bis Mitte 2020 nicht an, müssten sie sich künftig selbst um die Verwaltung kümmern und mit den Mietern verhandeln.

Am 12. November kommt‘s zum Gipfelgespräch zwischen Gemeinde und Grundeigentümern.