35 Jahre Alfred Kollar bei der OSG: "Landespolitik war ein Thema"
Von David Marousek
Wenn man sich die Finger von Alfred Kollar genauer ansieht, dann ist keiner davon wirklich gerade. Es sind eigentlich nicht die Finger eines Juristen. Es handelt sich um Überbleibsel aus einer Zeit, in der Kollar als Tormann in Großpetersdorf zwischen den Pfosten stand. Die Spiele waren rau, die Zweikämpfe hart geführt und der junge „Fredi“ öfters verletzt und bei der verordneten Schonung für die Heilung zu ungeduldig.
Der Vater war Maurer, die Mutter Hausfrau, Sohn Alfred studierte Jus. Als er sein Gerichtsjahr gerade absolviert hatte, suchte man bei der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft einen raschen Ersatz für den Firmenjurist, der in Richtung BUWOG abgewandert war. Kollar heuerte in Oberwart an, mit 19. April 1988 trat der Großpetersdorfer in die „OSG-Familie“ ein.
Die Arbeit begann mit einem Schock. „Ich erinnere mich noch ganz genau an meinen Anfang bei der OSG. Bei der ersten Lohnüberweisung hat meine damalige Frau gefragt, wann denn der Rest komme. Als Briefträger hätte ich mehr verdient“, denkt Kollar schmunzelnd an seine Anfänge zurück.
Ursprünglich hatte der Großpetersdorfer aber ganz andere Pläne. Ein Sport-Lehramtsstudium war angedacht, vielleicht noch Geschichte als zweites Fach dazu und ein „lockeres Leben“.
Statt der Schmelz gab es ein Jus-Studium für Alfred Kollar
Weil die Aufnahmeprüfung auf der Schmelz in Wien beim Geräteturnen aber zu schwierig war, wurde es ein Jus-Studium, das zur OSG führte. Das Gehalt dürfte mittlerweile annehmbar gestiegen sein.
Auch privat hat er sich verändert und mit Doris Kollar-Lackner eine Geschäftsfrau aus Kukmirn ins Herz geschlossen. „Ich habe das Glück, dass sie ähnlich verrückt ist, wie ich. Auch ihre Arbeitstage sind gleich lang wie meine“, verrät Kollar das Rezept für ihre glückliche Beziehung.
Der Start in die Arbeitswelt war jedoch anfangs nicht so wie erhofft: „Ich war zu Mittag schon fertig mit meiner Arbeit und hab dann selber schauen müssen, was ich noch alles machen könnte.“ Heute dürfte sich das Arbeitspensum in das andere Extrem verlagert haben.
Die OSG ist fast schon omnipräsent
Die OSG ist in 158 der 171 Gemeinden des Burgenlandes aktiv. Beim Geschäftseintritt von Alfred Kollar hatte die OSG 20Mitarbeiter, heute sind es 130. Waren es 1988 noch 1.390 Wohnungen, sind es aktuell über 18.000 an der Zahl. Seit 2015 ist Kollar dafür als erster hauptberuflicher Obmann der Siedlungsgenossenschaft zuständig.
Bis zu 18 Stunden am Tag sind es, die er laut eigener Aussage für den Job aufbringt. Kein Spatenstich ist zu weit weg, keine Gleichenfeier zu fern. Auch in der Politik versuchte sich Kollar. 2007 war er Vizebürgermeister seiner Gemeinde für die SPÖ.
„Auch auf Landesebene zu agieren, war kurzzeitig ein Thema, es hat sich aber nicht ergeben und daher hat sich mein Fokus auf die OSG beschränkt. Aber auch wenn ich ‚nur‘ Bürgermeister geworden wäre, dann wäre die Arbeit bei der OSG in diesem Ausmaß nicht möglich gewesen“, erklärt der Großpetersdorfer.
Bis 1990 war Kollar noch Kapitän bei den Großpetersdorfer Kickern. „Ich war Torwart, kein Fußballer“, sagt der 61-Jährige. Nach einem Streit mit dem Vorstand wechselte er für die letzten drei Jahre seiner Sportkarriere nach Olbendorf. Heute steht er wieder jede Woche am Seitenrand des SV Großpetersdorf, dieses Mal aber als Vereinspräsident.
Zusätzlich ist er Präsident des burgenländischen Sportdachverbandes „ASKÖ“. In dieser Woche verkündete Kollar, dass er 2024 Präsident des burgenländischen Fußballverbandes werden möchte. „Falls das mit dem BFV etwas wird, dann lege ich meine Tätigkeit beim ASKÖ in dieser Form aber zurück“, ergänzt er.