"Mein Kampf mit Hitler": Buch rechnet mit Nazi-Zeit ab
Von Michael Pekovics
„Die Herren aber kannten viel von mir, meinen ganzen Werdegang und meine Freunde. Dann ging es los! Eine Frage nach der anderen wechselte sich ab. Wehe mir, wenn ich mir mit der Antwort zuviel Zeit ließ...“, schreibt Felix Wachter (1923-2004) über das Verhör, nachdem ihn die Gestapo verhaftet hatte. Seine Geschichte wurde nun von seinem Großneffen Michael Wachter herausgegeben.
Felix Wachter zog mit 17 Jahren in den Krieg – widerwillig, wie in seinen Mitte der 1960er Jahre niedergeschriebenen Erfahrungen zu lesen ist: „Dieser Führer mit seinem verbrecherischen Krieg hatte mir nun meinen Bruder genommen. Erstmals fühlte ich so etwas wie Hass gegen den Führer. Der Krieg war längst verloren und es bestand keine Aussicht auf einen würdigen Abschluss. Hitler wollte ja nicht dann Schluss machen, wenn es die Vernunft gebot, er wollte bis fünf Minuten nach zwölf kämpfen.“
Felix Wachter wurde 1923 in Deutsch Schützen im Bezirk Oberwart geboren. Sein eigentlicher Berufswunsch war Missionar, das wurde ihm aber durch den Krieg verwehrt. In seinen Aufzeichnungen schreibt er darüber, wie die Menschen den Anschluss im Jahr 1938 erlebt haben und was sie während des Krieges in der Heimat und an der Front erleben mussten.
Ergänzt mit Abbildungen von Michael Wachter, lässt Felix als begnadeter Erzähler das Leben im Südburgenland und im Kriegseinsatz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wiedererstehen.
„Seine Aufzeichnungen geben nicht nur Auskunft über sein Leben, sondern vor allem sind sie Dokumente eines Zeitzeugen über das Entstehen und die Ausbreitung des Nationalsozialismus an der Basis. Sein Beispiel möge viele Menschen in ihrer Haltung zu christlichen, sozialen und gesellschaftlichen Werten ermutigen und stärken“, sagt Paul Iby, emeritierter Bischof von Eisenstadt.
Widerstand
Für seinen Großneffen Michael Wachter war er „kein Widerstandskämpfer, auch wenn ihm ein gewisser Widerstand immer wichtig war.“ Das liest sich so: „Mein Bruder in Russland gefallen, Meidl-Bubi als Jagdflieger abgeschossen, der Knopf Martin nach einer schweren Kopfverletzung aus der Wehrmacht entlassen und der Schnalzer- Gauner hier im Lazarett mit einem amputierten Bein. Das ist aus diesen frischen, jungen Burschen geworden. Alle waren sie Opfer dieses verbrecherischen Hitlerkrieges. …“
Nach seiner Rückkehr war Felix Wachter weit über die Grenzen seiner Heimat bekannt und in vielem ein Pionier. Aus dem Landtag stieg der ÖVP-Abgeordnete aus, weil er das parteipolitische Spiel nicht mittragen wollte. Als Weinbauer setzte er auf Naturbelassenheit, als „bio“ noch nicht erfunden war.
Das Buch wird am Dienstag, 9. April, um 19 Uhr im Rathaus Eisenstadt präsentiert.