Letzter Platz: Burgenlands Industrie wünscht sich „Kümmerer“
Von Michael Pekovics
Die aktuellen Zahlen der Statistik Austria lassen bei Manfred Gerger, Präsident der burgenländischen Industriellenvereinigung (IV), die Alarmglocken schrillen. Bei der jüngsten F&E-Erhebung (Forschung und Entwicklung, Anm.) für 2017 ist das Burgenland mit einer Investitionsquote von 0,85 Prozent in diesem Bereich wieder am letzten Platz aller Bundesländer zu finden. Österreichweit lag dieser Wert bei 3,11; heuer wird mit 3,19 gerechnet. Vorletzter ist übrigens Salzburg mit 1,6; Erster die Steiermark mit 4,91 Prozent. Um die dunkelrote Quotenlaterne abgeben zu können, fordert Gerger „eine klare F&E-Strategie, die vom Land auch gelebt wird. Wie wollen wir das Burgenland voranbringen, wo gehören die Schwerpunkte gesetzt, wie kann das Land Hilfestellung leisten? Welche attraktiven Förderinstrumente sind nötig?“
Bedarf an Information
Tatsächlich hat die jüngste Studie zum Thema, die „Analyse der F&E-Aktivitäten im Burgenland“, erstellt von der Forschung Burgenland sowie der Fachhochschule Burgenland, aus dem Jahr 2015 ergeben, dass vor allem bürokratische Hürden, nicht bekannte Fördermöglichkeiten, unklare Definition von F&E sowie die geringe Forschungsleistung in den Sektoren Tourismus und KMU (Klein- und Mittelunternehmen, Anm.) verantwortlich sind für die geringe burgenländische Forschungsquote. Dadurch werde, so die Studienautoren, der Versuch, entsprechend forschungsintensive Unternehmen im Land zu etablieren, erschwert.
Die F&E-Fakten
Rund 76 Millionen Euro wurden 2017 im Burgenland in F&E investiert, knapp vier Fünftel von Unternehmen. Im Vergleich zur Erhebung davor im Jahr 2015 ist das ein Plus von 13 Prozent. Pro Kopf entspricht das ziemlich genau 200 Euro, der Österreichschnitt beträgt 701,6 Euro. Die Ausgaben des Landes für F&E hingegen gingen im Jahr 2017 mit 13,7 Euro pro Kopf deutlich zurück (2015: 15 Euro). Jene des Bundes im Burgenland waren mit 14,3 Euro (2015: 22 Euro) pro Kopf ebenfalls rückläufig. Beide Werte liegen damit auch deutlich unter dem nationalen Durchschnitt (Länder: 44,6 Euro pro Kopf; Bund: 253,6 Euro pro Kopf).
Zwei Drittel des Geldes fließt in experimentelle Entwicklung, knapp ein Drittel in angewandte Forschung und ein kleiner Teil in Grundlagenforschung.
Neben der Forderung nach klarer Strategie und Schwerpunktsetzung sowie mehr Unterstützung seitens des Landes will IV-Präsident Gerger auch eine Servicestelle einrichten: „Es braucht einen Kümmerer, einen Ansprechpartner, der Hilfestellung in allen Belangen von Forschung, Entwicklung und Innovation geben kann.“ Das würde auch das Image des Landes als Wirtschaftsstandort heben. Denn Innovation, so Gerger, sei „entscheidend für die Wettbewerbskraft und den Wohlstand eines Landes“. Dazu brauche es aber auch eine gewisse Kultur.