Landleben: Reisender mit Weitblick und Kreativität
Von Roland Pittner
„Ich gehe gerne rauf, um runter zu kommen“, sagt Willy Puchner und macht es sich auf seinem Hochsitz im Garten bequem. Der Fotograf, Autor und Illustrator hat sich damit einen Kindheitstraum erfüllt, wie er sagt. Mittlerweile empfängt er Gäste in dem 5,5 Meter hohen Holzbau. Mit Leuchtgirlanden und Tisch ausgestattet, ist es nicht nur ein Beobachtungsposten, sondern auch ein Platz der Inspiration.
Vor elf Jahren hat er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin das Haus in Oberschützen das erste Mal gesehen und war sofort begeistert. Viel Arbeit war nötig, um das Anwesen umzubauen. Doch der Hof hat neben dem Hochsitz im Garten noch viele andere Plätze, wie den Heuboden mit Panoramafenster oder Nischen und Ecken, die zum Verweilen einladen.
Reisender
Am Hochsitz gibt es mittlerweile Kühe zu beobachten, Stare fliegen vorbei und auch ein Storch. „Ich genieße das Wetter und das Farbenspiel, obwohl es der gleiche Platz ist, ist es immer ein bisschen anders“, sagt Puchner. Auf seinem Tisch zeichnet er, führt Tagebuch oder schreibt an seinen Geschichten. Im Moment arbeitet er an einem Buch über seinen Kater. „Tiger erzählt seine Geschichte, denn nur er weiß, wie er bei uns vor der Tür gelandet ist“, sagt Puchner. Auch der Kater ist ein Reisender, wie Puchner selbst.
Die Eindrücke von seinen Reisen hat er bereits in 88 ganzseitigen Zeichnungen als Puchners Farbenlehre in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung publiziert. Auch in Buchform gibt es die Illustrationen. „Die Farben der Kamele habe ich gerade fertig gezeichnet, ich bin einige Tag mit einem Kamel durch die Wüste geritten“, sagt Puchner.
Wanderer
Im Moment reist er vor allem zu Fuß. Streift rund um sein Haus in Oberschützen. „Es ist eine andere Art von Reisen, man muss nicht mit dem Flugzeug um die Welt hetzen“, schildert Puchner. Er ist als Spaziergänger und Wanderer unterwegs und die Begegnungen auf den Reisen seien immer etwas Besonders. Das Landleben genießt er. „Für jemanden, der viel in der Stadt gelebt hat, hat das Landleben eine andere Lautstärke und einen anderen Geruch“, sagt Puchner. Die sinnliche Wahrnehmung sei eine ganz andere, „in der Stadt ist sie mit Geschwindigkeit und Dichte behaftet“, erklärt Puchner.
Auch bei seiner Arbeit hat er unterschiedliche Geschwindigkeiten. „Es ist ein anderer Zugang, ob man fotografiert, schreibt oder zeichnet.“ Fotografie sei ihm sehr vertraut, da gehe es oft schnell, die Zeichnungen würden um einiges länger dauern. Sein aktuelles Buch „Willys – Wunderwelt“ ist heuer erschienen. „Es erzählt von einer Reise in die Fantasie“, sagt Puchner.
Neben seinen Büchern schreibt er auch für diverse Magazine und Zeitungen. Außerdem hält er Workshops für Fotografie. Thema ist „Mit Fotografie, die Welt entdecken“, der Kurs findet auf Stift Geras im Waldviertel statt. „Das ist auch immer eine Reise, und ich lerne neue Leute kennen“, sagt Puchner.
In Oberschützen trifft er ebenfalls auf seinen Streifzügen immer neue Leute. „Reisen ist immer auch die Begegnung mit anderen Menschen“, erklärt Puchner. „Aber ich werde mich auch noch weiter raus wagen – in die Umgebung“, sagt Puchner und schaut vom Hochsitz in die Ferne.