Land kauft acht Kilometer Schiene und will Ausbau bis Ungarn
Von Roland Pittner
8,4 Kilometer ist die Bahntrasse von Oberwart nach Großpetersdorf lang. Nun bekommt sie einen neuen Besitzer und wird demnächst wieder für den Güterverkehr geöffnet. Die Strecke sei gut in Schuss, sagt SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl. Immerhin wurden mehrere Millionen Euro in die Sanierung gesteckt, obwohl der Personenverkehr und später auch der Güterverkehr eingestellt worden waren.
Nach langen Verhandlungen ist der Verkauf besiegelt, wie Adolf Schuch, Besitzer der Strecke und Chef der Südburgenländischen Regionalbahn GmbH (SRB), am Montag in Rotenturm erklärte. Anfang der 1980er-Jahre kaufte die SRB die Bahnlinie von den ÖBB „für 13 Millionen Schilling“. Über den aktuellen Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Abgewickelt wird der Kauf, wie 2015 bei der Trasse Oberwart-Friedberg, über die Verkehrsinfrastruktur Burgenland GmbH (VIB), die jetzt 34,2 Kilometer Schienen besitzt.
Das Tonnagenaufkommen der Strecke verdoppelte sich in den vergangenen Jahren auf 100.000 Jahrestonnen. Der Holzhändler Fischer in Rotenturm baue bereits „ein Logistikzentrum und eine Verladestation“, wie Geschäftsführer Bernhard Fischer erklärt. Auch für die Holzverladung, die bis jetzt in Oberwart stattgefunden hat, gebe es schon Pläne, wie Andreas Reiner, Geschäftsführer der VIB, erklärt. Zeitplan dafür gebe es noch keinen. Ein Anschlussbahnverfahren für die Strecke wird jedenfalls eingeleitet. Wann die ersten Züge rollen, „steht noch nicht fest“, sagt Reiner.
Szombathely
Der seit Jahrzehnten geplanten Bahnverbindung von Oberwart ins ungarische Szombathely (Steinamanger) sei man nun einen Schritt näher, erklärte FP-Infrastrukturminister Norbert Hofer. Für ihn ist die Verlängerung nach Ungarn „das größte Ziel“. Es werde auch in einem grenzüberschreitenden Forschungsprojekt an der Verlängerung der Bahnstrecke bis nach Ungarn gearbeitet. Doch ohne EU-Gelder sei dieses Infrastrukturprojekt nicht zu stemmen. Auch der Personenverkehr wäre dann im Bezirk Oberwart wieder Thema. „Wir wollen die Eisenbahn erhalten und für die Zukunft nicht nur absichern, sondern ausbauen“, sagt Niessl.
Analyse: Der Traum von der Grenzbahn
Viele Südburgenländer verbinden mit der Bahn in Großpetersdorf den Märchenzug. Fuhr man doch per Dampflok an Rotkäppchen oder dem Froschkönig vorbei. Der Betrieb wurde 2011, wie der Personenverkehr Friedberg-Oberwart, eingestellt. Wenige Südburgenländer werden sich noch an eine Bahnfahrt von Oberwart nach Szombathely erinnern, diese Verbindung wurde bereits 1953 unterbrochen.
Doch seit Jahrzehnten fordern Politiker aus dem Burgenland und Ungarn die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs. Anfang der 1990er-Jahre erklärte der Bürgermeister von Szombathely im KURIER, „massives Interesse an diesem rund 100 Millionen Schilling teuren Projekt zu haben“. Zahlreiche Studien und Gespräche folgten.
Spatenstich
Der Spatenstich für die Wiedererrichtung der Linie von Oberwart nach Szombathely wurde 2002 gefeiert. 7,2 Millionen Euro standen damals bereit, die in die Sanierung der Strecke Oberwart-Großpetersdorf investiert wurden. Doch bis heute fährt kein Zug. Die Idee wird aber nach wie vor am Köcheln gehalten. Von den 100 Millionen für das Projekt ist man nicht weit abgewichen, 2015 lagen die Kosten bei geschätzten 115 Millionen – jetzt allerdings Euro.
Die Studien prophezeien einen märchenhaften Aufschwung für den Süden, die Jahrestonnagen vervierfachen sich, Betriebe siedeln sich an, Arbeitsplätze entstehen. Wäre da nicht die Finanzierung – hier müsste die
EU einspringen, sonst bleibt die Bahn wohl ein Märchen.