Kreuzstadl: Neue Grabungen im Dezember
Von Roland Pittner
Ende März 1945 wurden in der Nähe des Schlosses Rechnitz, Bezirk Oberwart, rund 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter von den Nationalsozialisten ermordet. Am Rande eines Festes, das Schlossherrin Margit von Batthyány abgehalten hatte, soll sich die Festgemeinschaft aufgemacht haben, um die Zwangsarbeiter zu töten. Die Leichen wurden von anderen Zwangsarbeitern begraben, die danach ebenfalls ermordet wurden. Der Tatort wird beim Kreuzstadl in Rechnitz vermutet; das Massengrab wurde bis heute nicht gefunden. Suchaktionen gab es über die Jahre mehrere, zuletzt wurde 2017 vom Bundesdenkmalamt großflächig gegraben, jedoch ohne Erfolg.
Neue Suche
„Dieses Mal wurde ein Waldstück namens Remise zwischen Bahnhof und Kreuzstadl abgesucht“, sagt Walter Reiss von der Rechnitzer Flüchtlings- und Gedenkinitiative und Stiftung, kurz Refugius. Organisiert wird die Suche wieder vom Bundesdenkmalamt. „Wir haben das Gebiet mit Metallsuchgeräten überprüft“, sagt Franz Sauer vom Bundesdenkmalamt, der die Suche geleitet hat. Man sei auch fündig geworden: Insgesamt wurde das Waldgebiet drei Tage lang mit Hilfe des Amts für Rüstung und Wehrtechnik des Bundesheers durchsucht. Die Fundstücke wurden gleich vor Ort untersucht und zeitlich eingeordnet. Mit Hilfe der Detektoren habe man Patronenhülsen gefunden, die auf die Tötung der Zwangsarbeiter hindeuten könnten.
Auswertung
„Die Spuren müssen jetzt genau ausgewertet werden“, erklärt Sauer. Mit Hilfe von Drohnen wurden auch neue Luftbilder gemacht. Das Gebiet südlich des Kreuzstadls sei aufgrund alte Luftaufnahmen für die Suche ausgewählt worden. „Hier gab es Schützen- und Laufgräben. Auf einem Luftbild weist einer der Gräben eine Unterbrechung auf, wie wenn er zugeschüttet worden wäre“, erklärt Reiss. Seit der Suchaktion 2017 hätte es auch Hinweise aus der Bevölkerung gegeben, die auf dieses Waldstück beim Kreuzstadl deuten. In einigen Teilbereichen des Waldstücks soll im Dezember gegraben werden, um zu überprüfen ob sich die Leichen der ermordeten Zwangsarbeiter dort befinden. „Wir werden uns das anschauen“, sagt Sauer.