Chronik/Burgenland

International begehrte Künstler erobern Lockenhaus

Lockerer und innerlich wie äußerlich aufgeheiterter hat man ein so individualistisches Künstlervölkchen selten einmal erlebt. Showgebärden sind in Lockenhaus allemal verpönt.“ Das schrieb die deutsche Wochenzeitung Die Zeit 1981 – das Jahr, in dem das Kammermusikfest Lockenhaus gegründet worden war. Seither kommen im Juli für zehn Tage international gefeierte Künstler und auch Publikum aus aller Welt in der 2.000-Seelen-Ortschaft am Fuße des Geschriebenstein zusammen, um Musik und Kultur abseits von jeglichen Zwängen zu erleben. Am Dienstag gewährten der Obmann des Vereins Kammermusikfest Lockenhaus, Erhard Busek, sowie Geschäftsführer Géza Rhomberg auf der Burg einen Ausblick auf die unkonventionelle Veranstaltung.

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"Jahrhundertfälscher"

Das 38. Kammermusikfest hat der künstlerische Leiter Nicolas Altstaedt unter das Motto „Authentikos“ gestellt. „Es geht um Authentizität, wie Schein und Sein zusammenfinden“, sagt Rhomberg. Passend zum Thema ist der „ehemalige Jahrhundertfälscher“ Wolfgang Beltracchi zu einer Diskussion geladen. Der Maler erschütterte die Kunstwelt, in dem er Werke berühmter Meister so detailgetreu fälschte, dass er Experten täuschte. Ein Teil seiner Ausstellung „Kairos“ wird in Lockenhaus zu sehen sein.

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Kirche und Burg

Auftakt ist das Eröffnungskonzert am 4. Juli in der Kirche. Für eine der insgesamt 28 Veranstaltungen wird Festivalbegründer Gideon Kremer nach sechs Jahren für ein Konzert zurückkehren. Der Starviolinist spielt bei einer Matinee am 10. Juli Werke von Weinberg und Chopin. Weitere Künstler wie der Meister des Gesprächskonzerts, Stefan Mickisch, sind der Einladung Altstaedts gefolgt. Auch zahlreiche andere international renommierte Künstler wie die norwegische Geigerin Vilde Frang, Koloratursopranistin Anna Prohaska, die ägyptische Sopranistin Fatma Said werden in Lockenhaus zu sehen bzw. zu hören sein.

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An der Schwelle zum Ruhm

Neben arrivierten Künstlern gastieren beim Kammermusikfestival auch Musiker an der Schwelle zu internationalem Ruhm wie etwa die Geiger Tobias Feldmann und Nicolas Dautricourt. Ebenfalls zu hören sind Pianisten wie Claire Huangci und Alexander Lonquich.

Abgerundet wird das Programm “Authentikos” von Vorträgen und Meisterklassen sowie dem Jungjournalistencamp Kammermusik.LAB. Ein Festivalbus bietet erstmals dem Wiener Publikum die Möglichkeit, von Wien (Abfahrt beim Konzerthaus) nach Lockenhaus und retour zu gelangen, ohne auf Parkplatzsuche gehen zu müssen.

Ein Großteil des Programms entsteht traditionell aus dem Moment heraus, einige Programmpunkte werden „zur besseren Orientierung“ nun im Vorhinein abgesteckt. „Überraschungen wird es einige geben“, sagt Rhomberg, dessen Vertrag laut Busek auf fünf Jahre verlängert wurde. Der Obmann und ehemalige Vizekanzler ist seit 30 Jahren mit dem Burgenland eng verbunden.

Beim Kammermusikfest ist übrigens auch für kulinarische Genüsse gesorgt - so wird Winzer Herbert Prickler aus Lutzmannsburg seine Festival-Weine kredenzen. Außerdem  besteht zwischen den Konzerten die Möglichkeit des Austausches mit den Künstlern des Kammermusikfests beim Buffet des Haubenkoches Christian Tischler (Buchbar im Festivalbüro unter 02616/20202 oder per EMail: info@kammermusikfest.at)