Immer mehr Flächen gehen durch Verkehr und Bauprojekte verloren
Von Roland Pittner
155 Quadratkilometer beansprucht der Verkehr an Fläche im Burgenland, wie der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) berichtet. In den vergangenen zehn Jahren haben die versiegelten Flächen durch Straßen und Parkplätze um acht Quadratkilometer zugenommen, das zeigen laut VCÖ Zahlen des Bundesumweltamts. Neben Straßenbau, ist die Zersiedelung für den massiven Flächenverbrauch im Land verantwortlich.
Ein aktuelles Beispiel zeigt Landtagsabgeordneter Wolfgang Spitzmüller von den Grünen auf. In Zurndorf, Bezirk Neusiedl, wurde jetzt im Gemeinderat das Okay für den Bau eines Logistikzentrums der Firma XXX-Lutz gegeben. Auf 22 Hektar entsteht ein Großlager des Möbelkonzerns. In der Gemeinde ist man froh über das Projekt. „Es bringt bis zu 120 neue Arbeitsplätze“, sagt Zurndorfs Bürgermeister Werner Friedl im KURIER-Gespräch. Der Konzern investiert rund 60 Millionen in den Standort, der verkehrstechnisch günstig für die Firma liegt. Das Logistikzentrum soll wieder für einen Aufschwung in der Gemeinde sorgen.
Klimaauswirkung
„Im Burgenland geschieht auf Landesebene genau Null für den Bodenschutz, es werden Versiegelungen genehmigt, als wäre Boden ein nachwachsender Rohstoff. Das ist gefährlich und widerspricht jeglichen Klimaschutz- und Naturschutz-Bemühungen“, sagt Spitzmüller, der immer mehr Äcker und Wiesen im Land verschwinden sieht und fordert, „dass das Burgenland nicht weiter zubetoniert wird“. „Es braucht ein ausgewogenes Maß aus Schutz der Natur und wirtschaftlicher Entwicklung“, sagt Infrastruktur-Landesrat Heinrich Dorner, SPÖ. Bei Infrastrukturmaßnahmen würde immer Rücksicht auf die Natur genommen, weist er die Kritik zurück. „Auch im Bereich der Wohnbauförderung haben wir Akzente gesetzt“, sagt Dorner, sei es beim Abriss von Gebäuden für einen Neubau, bei der Sanierung oder bei Revitalisierungsmaßnahmen.
„Flächen, die asphaltiert oder betoniert sind, heizen sich massiv auf und werden zu Hitzeinseln. Außerdem können versiegelte Böden bei Starkregen kein Wasser aufnehmen, die Hochwassergefahr erhöht sich damit massiv“, erklärt VCÖ-Experte Markus Gansterer. Auch die Hagelversicherung macht seit Jahren auf die fortschreitende Versiegelung aufmerksam. „Wir haben 40.000 Hektar leer stehende Industrie-, Gewerbe- und Wohnimmobilien“, sagt Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Hagelversicherung. Deshalb setzen der VCÖ und die Hagelversicherung beim VCÖ-Mobilitätspreis auf Projekte für eine verkehrssparende Siedlungsentwicklung und nachhaltige Raumordnung. Bis Mitte Juni können Projekte eingereicht werden.