Chronik/Burgenland

Happy End in der Greifvogelstation

Die Serie an angeschossenen sowie getöteten geschützten Greifvögel riss in diesem Jahr im Burgenland nicht ab. In der Gefriertruhe zweier Jäger wurden 24 eingefrorene Vögel gefunden, die Tiere standen unter besonderem Schutz. Und auch das einstige Vogelparadies im Nationalpark Neusiedler See geriet im Sommer unter Beschuss. Etliche Tiere wurden durch Bleimunition verletzt, andere mussten eingeschläfert werden (siehe unten). Ein Happy-End gibt es jetzt für den angeschossenen Pamhagener Storch "Lisa": Anneliese Schwarz, die in unmittelbarer Nähe des Horstes wohnt, hat Lisa unter ihre Fittiche genommen. Sie übernimmt einen Anteil der Kosten für die Pflege und Unterbringung des Vogels und auch für Lisas neuen Freund Louis, der ebenfalls in der Greifvogelstation (EGS) Haringsee in Niederösterreich, lebt.

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Anneliese Schwarz erinnert sich: "Lisa hatte ihr Nest 500 Meter von meinem Haus entfernt. Ich habe sie jeden Tag beobachtet." Bis zu jenem Tag, als das Tier von einem unbekannten Täter angeschossen worden war. "Für mich brach eine Welt zusammen", sagt die Nordburgenländerin.

Patenschaft

Weil sie Tiere und vor allem Störche über alles liebe, habe sie sich entschlossen, die Patenschaft für Lisa zu übernehmen. Der Vogel ist laut Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" aber wieder auf dem Weg der Besserung. "Er frisst gut und flirtet heftig mit Storch Louis", sagt Brigitte Kopetky von Vier Pfoten. Nun hofft man auf Storchen-Nachwuchs im kommenden Frühjahr.

Doch nicht alle Greifvögel hatten so viel Glück. Drei der geschützten Tiere, die im Sommer im Seewinkel mit schweren Schussverletzungen gefunden worden waren, überlebten nicht.

Nachdem es für einige Monate so schien, als wäre im Vogelparadies wieder Ruhe eingekehrt, ließ jetzt ein neuerlicher Fall von mutmaßlicher Tierquälerei aufhorchen. Ein Sperberweibchen war angeschossen in Andau gefunden worden, der Vogel musste aufgrund seiner schweren Verletzungen eingeschläfert werden.

Andere der geschützten Vögel befinden sich nach wie vor zur Rehabilitation in der Greifvogelstation Haringsee. Deren Leiter, der Biologe Hans Frey spricht in Bezug auf die angeschossenen Vögel von "schwerstem Naturschutzfrevel". Frey und auch die Mitarbeiter von Vier Pfoten vermuten, dass die Vögel Konkurrenten für die Jägerschaft gewesen seien.

Täter

Es habe zwar Spuren gegeben, der oder die Täter konnten bislang aber nicht ausgeforscht werden. Laut Staatsanwaltschaft Eisenstadt wurden die Ermittlungen abgebrochen.

Im Falle der beiden Jäger aus dem Mittelburgenland, die unter Verdacht stehen 24 der geschützten Vögel zum Präparieren eingefroren zu haben, laufen die Ermittlungen noch.

Ein Prozesstermin steht jedenfalls schon fest: Ende Jänner muss sich ein Jäger aus dem Bezirk Mattersburg verantworten. Ihm wird von den Ermittlern vorgeworfen, einen streng geschützten Kaiseradler erschossen zu haben. Der Beschuldigte hatte allerdings stets von einem bedauerlichen Versehen gesprochen, er habe auf eine Elster gezielt.

Der Abschuss eines Kaiseradlers hatte im März dieses Jahres bei Vogelschützern im Burgenland für Empörung gesorgt. Eine Präparatorin aus dem Bezirk Mattersburg hatte den Jäger angezeigt, weil er einen geschützten Kaiseradler ausstopfen lassen wollte. Kaiseradler sind in Österreich selten. 2011 war nach 200 Jahren wieder ein Brutpaar in den Donauauen gesichtet worden.

Eulen, Habichte und Bussarde sowie zwei verbotene Waffen wurden im Juni bei zwei anderen Weidmännern in der Tiefkühltruhe entdeckt. Bei Vier Pfoten geht man davon aus, dass mit den Präparaten Geschäfte gemacht werden sollten. Je seltener der Vogel, desto teurer das Präparat.

Schließlich geriet auch noch das Vogelparadies im Nationalpark im Bezirk Neusiedl am See schwer unter Beschuss. Im Mai wurde ein Fischadler am Zicksee mit Schrot anschossen von einem Nationalpark Mitarbeiter gefunden. Er musste eingeschläfert werden. Wenige Tage davor war Storch Lisa neben seinem Nest mit zwei Schrotkugeln aufgefunden. Er ist nach einer Operation in der EGS zur Rehablitation. Im Juni wurde in Apetlon eine Rohrweihe gefunden. Sie war mit Schrot angeschossen, hatte eine Flügelverletzung und ein gebrochenes Bein. Sie wurde eingeschläfert. Getroffen hatte es im Juni auch einen Mäusebussard an der Neubruchlacke/ Nähe Warmsee. Auch dieser Greifvogel musste eingeschläfert werden. Im Juli wurde ein Rohrweihenmännchen in Wallern flugunfähig aufgefunden und mit einer Schussverletzung in die EGS gebracht.Das Tier wird dort gepflegt. Ob die Rohrweihe wieder in die Natur entlassen werden kann, ist noch unklar.