Gute Apfelernte erwartet, Bauern fürchten Preisverfall
Von Roland Pittner
„Im Moment pflücken wir die Klaräpfel“, erklärt Landwirtin Eva Leeb. In den Obstgärten der Familie in St. Andrä am Zicksee im Bezirk Neusiedl am See ist es heiß – die Äpfel müssen daher „schnell gegessen werden. Sie schmecken sehr gut“, sagt Leeb.
Nicht nur die Sommersorten sind früher reif – auch die Lageräpfel werden bald geerntet. „So richtig werden wir um den 20. August starten“, sagt Johann Plemenschits, Obstbaupräsident im Burgenland und Landwirt aus Klostermarienberg. Auch in der Steiermark werde es laut Obstland-Obmann Rupert Gsöls wetterbedingt früher als sonst losgehen. Die Obstbauvertreter erwarten jedenfalls eine hohe Quantität und Qualität.
Preisverfall
Im Burgenland rechnen die Obstbauern mit einer doppelt so ertragreichen Ernte wie im Vorjahr, wo es Verluste durch Frost gab. Doch die hohen Mengen würden sich im Preis niederschlagen. „Die Einkäufer der Handelsketten haben bei den ersten Verhandlungen angemerkt, es werde ,knüppelhart’“, sagt Plemenschits. Er rechnet mit niedrigeren Erträgen für die Produzenten als im Vorjahr: „Denn da hat der Preis gepasst“. Der Aufwand werde durch die Menge zwar mehr, der Preis aber „bis um die Hälfte niedriger als im Vorjahr“. Die Apfelpreise in Österreich hängen zu 70 Prozent vom europäischen Markt ab. „Nächste Woche findet die Prognosfruit in Warschau statt, dort werden die erwarteten Erntemengen präsentiert“, sagt Gsöls.
Was aber schon so gut wie sicher scheint: Es werden mehr österreichische Äpfel geerntet, als der Markt braucht. Export sei aber schwierig, denn etwa Polen würde allein 40 Prozent der Äpfel in der EU produzieren. „Wir können nur mit Qualität punkten“, meint Gsöls.
Eine Nische sind Äpfel aus biologischer Produktion. „Hier gibt es noch gute Preise für die Bauern“, sagt Gsöls. Nach Deutschland und Italien habe Österreich die drittgrößte Produktion Europas im Biobereich. „Bei den konventionellen Äpfeln sind es 1,5 bis zwei Prozent Marktanteil“, weiß der Obstbauer. Die Familie Leeb verzichtet ganz auf Händler: „Wir verkaufen direkt an die Kunden.“