„Gesunde Trauben“: Winzer rechnen mit Spitzen-Qualität
In den Weingärten von Hans-Jürgen Hufnagel in Neckenmarkt (Bezirk Oberpullendorf) ist die Weinernte seit einigen Tagen voll im Gange. Begonnen wurde mit der Lese der weißen Trauben. Die Rebsorte Sauvignon blanc hat Hufnagel bereits im Keller, in der kommenden Woche kommen Chardonnay und Grüner Veltliner an die Reihe. „Am Schluss sind die roten Traubensorten wie Zweigelt, Merlot und unsere Hauptsorte, der Blaufränkisch, dran“, sagt der Winzer. Mitte Oktober soll alles unter Dach und Fach sein.
Hufnagel, der mit seiner Familie 15 Hektar bewirtschaftet, ist mit den Ergebnissen zufrieden. „Die Trauben sind wunderschön. Es gibt keine Fäulnis und keine unreifen Trauben.“ Die Zuckergrade, so schätzt er, werden heuer hoch sein.
Vorteil Lehmboden
Allerdings dürfte die Erntemenge nicht so üppig ausfallen. Grund dafür ist der fehlende Niederschlag. Einstweilen sei die Trockenheit noch kein so großes Problem, erklärt der Winzer aus dem Blaufränkischland. „Wir haben hier Lehmböden und die Wurzeln gehen sieben Meter in die Erde, da sind Wasserreserven vorhanden.“
Weiter nördlich, auf der Parndorfer Platte, am Ostufer des Neusiedler Sees sowie an den südlichen Ausläufen des Leithagebirges, befinden sich die Weingärten der Familie Müllner. In dritter Generation bewirtschaftet Mario Müllner mit seiner Frau Marion hier 13 Hektar. 60 Prozent Weißweine und 40 Prozent Rote reifen hier unter der pannonischen Sonne.
Muskat Ottonel, Sauvignon blanc und Müller Thurgau hat die Winzerfamilie schon geerntet. „Die Qualität ist heuer top. Bei der Menge werden wir durch die Trockenheit aber sicher 15 bis 20 Prozent Einbußen haben. Ich glaube aber, die Qualität wiegt das wieder auf“, erklärt Müllner.
Laut Andreas Liegenfeld, Präsident des burgenländischen Weinbauverbandes, dürfte es dieses Jahr im Burgenland eine durchschnittlichen Erntemenge geben. In einigen Regionen gebe es zwar etwas weniger Ertrag – etwa am Westufer des Neusiedler Sees. „Insgesamt rechnen wir mit einem Ergebnis von 600.000 bis 650.000 Hektolitern."
"Für Speisetrauben geeignet"
Die Trauben seien heuer „sehr gesund“. Es habe keinen Hagel und keinen Frost gegeben. Auch Pflanzenkrankheiten haben keine Probleme bereitet. „Im Prinzip wäre der gesamte Weingarten für Speisetrauben geeignet“, meint Liegenfeld.
Trockenheit und Hitze hat den Weinbauern allerdings zu schaffen gemacht. Im Bezirk Neusiedl am See gibt es Tropfenbewässerung. „Die braucht wenig Wasser, ist aber sehr effizient, betont Liegenfeld.
Export auf "Rekordniveau
Am Weinmarkt findet man laut dem Experten eine „sehr gute Situation“ vor – „die Keller sind relativ leer.“ Die Preise für Lieferanten und Händler sind zufriedenstellend. Der Export liege auf „Rekordniveau“. Online-Handel und Konsum zu Hause sind stark gestiegen, jetzt wird versucht, wieder in die Gastronomie zu gehen.
Ernte vorwiegend mit Maschinen
Verändert hat sich auch die Vorgehensweise bei der Ernte. 70 Prozent der Trauben werden mittlerweile mit Erntemaschinen und zu 30 Prozent mit der Hand geerntet. Alles mit der Hand zu machen, wäre laut Liegenfeld gar nicht möglich: „Uns würden die Personen fehlen.“