Chronik/Burgenland

Gelbe Jacken schrecken Kriminelle ab

"Anwesend und sichtbar sein, das ist oft schon abschreckend genug", sagt Dieter Schirmer und begutachtet jedes Haus in der Gasse. Er ist mit knallgelber Jacke, Taschenlampe und seinem Dienst-Tablet in Rechnitz, Bezirk Oberwart, unterwegs.

Seit Ende 2016 sind die Sicherheitspartner in drei Probebezirken des Burgenlandes im Einsatz. Rund um die Uhr gehen Schirmer und seine Kollegen auf Streife. "In Loipersbach habe ich einen Einbruch bemerkt und sofort die Einsatzkette in Bewegung gesetzt", erzählt Schirmer, der als Springer von Nord bis Süd im Einsatz ist.

Er und seine Kollegen achten auf offene Fenster und Türen, verdächtige Fahrzeuge oder Personen. "Auch ein gekipptes Fenster ist offen, da es für Einbrecher überhaupt kein Problem ist, es auszuhebeln", sagt Schirmer und fotografiert das gekippte Fenster der Musikschule Rechnitz. Die Meldung geht an die Gemeinde.

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Auf Nachtstreifen habe er manchmal schon ein mulmiges Gefühl, "aber wenn man ängstlich ist, sollte man diese Arbeit nicht machen", sagt Schirmer, als er einen Kontrollpunkt bei der Neuen Mittelschule besucht. Mehrere dieser Punkte gilt es in den Gemeinden abzuarbeiten. "Ohne Regelmäßigkeit, damit kein Ablauf erkennbar ist", sagt der Sicherheitspartner. So sei auch die Abschreckung für mögliche Einbrecher größer.

Forschungsprojekt

"Es ist ein Forschungsprojekt mit dem Ziel, das subjektive Sicherheitsgefühl durch Anwesenheit zu verbessern", erklärt Herbert Wagner, Leiter des Sicherheitsunternehmens Wagner, das die Sicherheitspartner stellt. Bisher gab es 50 Meldungen an die Polizei und 1374, die an die Gemeinde gingen.

Österreichweit hat es laut Innenministerium (BMI) im Vorjahr knapp 13.000 Anzeigen wegen Wohnraum-Einbrüchen gegeben. Bei etwa 40 Prozent der angezeigten Fälle blieb es beim Versuch. "Die Zahl der Anzeigen ist in den vergangenen zehn Jahren erfreulicherweise rückläufig", erklärt die Sprecherin der Bundeskriminalamtes Silvia Kahn (siehe auch Grafik, Anm.). Im Ministerium führt man diese Entwicklung auf ein "breit angelegtes Maßnahmenpaket" zurück. Verstärkte Präventionsmaßnahmen sowie Analyse, Fahndungs- und Ermittlungsarbeit der Polizei hätten dazu beigetragen. Auch die wieder eingeführten Grenzkontrollen würden dabei eine wichtige Rolle spielen, sagt ein Beamter.

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Als Polizist ist Reinhold Klepeisz zwar seit Kurzem im Ruhestand, das Thema Sicherheit beschäftigt ihn jedoch weiterhin. Seit mehr als zehn Jahren organisiert er "nächtliche Spaziergänge" in der mittelburgenländisch-ungarischen Grenzgemeinde Deutschkreutz. Die abendlichen Touren sollen vor allem zwei Zielen dienen: der Kriminalitätsprävention und der Steigerung des subjektiven Sicherheitsgefühles in der Bevölkerung. "Beobachten und melden", heißt die Devise. "Bürgerwehr" will sich die Truppe nicht nennen, das Wort sei negativ besetzt, sagt Klepeisz. Treffen kann man die Spaziergänger derzeit allerdings nicht: Weil die Assistenzsoldaten des Bundesheers patrouillieren, seien die Spaziergänge derzeit nicht notwendig, sagt Klepeisz. "Falls es notwendig wäre, stehen meine Kollegen und ich aber jederzeit Gewehr bei Fuß."

Herbert Wagner war 18 Jahre lang Polizist, 13 Jahre davon als Kriminalbeamter tätig. In Sachen Sicherheit ist er ein Experte. Mit seinem Unternehmen ist er für viele Großveranstaltungen und Firmenkunden tätig. Im KURIER erklärt er, was gegen Dämmerungseinbrüche helfen kann.

Warum bevorzugen Einbrecher jetzt die frühe Dämmerung?

Herbert Wagner: Die Einbrecher erkennen in der Dämmerung schön, ob jemand zu Hause ist. Brennt kein Licht können sie zuschlagen. Abschreckend wirkt eine Alarmanlage mit außen liegender Sirene.

Ist eine Alarmanlage Abschreckung genug?

So lange nicht jedes Haus eine Anlage hat, ist es sicher eine gute Abschreckung. Im Burgenland wurde die Installation auch gefördert. Es ist eine gute Maßnahme, um unliebsame Begegnungen mit Einbrechern zu verhindern. Beim Auslösen kann die Polizei oder ein Sicherheitsdienst verständigt werden.

Welche Alternativen gibt es zur Abschreckung?

Ein Hund wirkt in etwa genau so abschreckend wie eine Alarmanlage. Aber der braucht Futter, man muss spazieren gehen und er muss sich im Haus frei bewegen können.

Nutzen viele einen Sicherheitsdienst für private Streifen?

Im ländlichen Raum werden solche Dienste fast gar nicht angenommen. Die Revierfahrer, die von Firma zu Firma fahren, sind nur kurz vor Ort. Den Einbrecher erwischt man nicht, man sieht nur schon um fünf Uhr früh, ob eingebrochen wurde. Mehrwert bringt es keinen. Es ist eben keine Streife wie sie die Polizei oder die Sicherheitspartner machen.