Gegen Doskozils Allmacht: Sagartz soll’s richten
Von Michael Pekovics
Modisch ist Christian Sagartz ganz und gar nicht auf einer Linie mit seinem Parteichef Sebastian Kurz. Hier der Bundeskanzler im Slim-Fit-Anzug, dort der künftige burgenländische Landesparteiobmann in Polo Shirt oder offenem Hemd. Politisch hingegen passt zwischen die beiden kaum ein Blatt, Sagartz sprach sich so wie Kurz gegen eine Reform des Staatsbürgerschaftsrechts aus.
Auch der Werdegang der beiden Profi-Politiker weist Parallelen auf, das Handwerk wurde jeweils als Obmann der Jungen Volkspartei (JVP) – der eine im Bund, der andere im Land – gelernt. Und dabei dürfte sich einer vom anderen auch etwas abgeschaut haben, denn sowohl Kurz (Stichwort: Geilomobil) als auch Sagartz (JVP-Feste) setzten auf auffällige Events.
Großer Wahl-Aufwand
Etwas aus dem üblichen Rahmen fällt auch der Landesparteitag am Freitag, bei dem Sagartz zum Landesparteiobmann und Gegenspieler vom mit absoluter Mehrheit regierenden SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil gewählt werden wird. Denn Gegenkandidaten gibt es keinen, der Parteivorstand hat ihn einstimmig als Kandidaten vorgeschlagen. Außerdem wird die Veranstaltung coronabedingt nur online stattfinden, weshalb in der Parteizentrale in Eisenstadt ein Studio aufgebaut wurde.
Werdegang
Christian Sagartz (40) war schon in seiner Jugend als Schulsprecher am Gymnasium Wolfgarten in Eisenstadt politisch aktiv, ab 2002 saß er im Mattersburger Gemeinderat und war bis 2008 JVP-Obmann, von 2007 bis 2015 war er Vizebürgermeister
Landespolitik
Politischer Ziehvater von Christian Sagartz war der ehemalige Landesvize Franz Steindl, den er von 2007 bis 2015 als Landesgeschäftsführer unterstützte
2020
wurde Sagartz designierter Chef der Landespartei, die coronabedingt verschobene Wahl wird am Freitag nachgeholt
Via Livestream wird der Landesparteitag ab circa 17 Uhr ins Internet übertragen. Nach einer kurzen Interviewrunde gibt es eine Zuschaltung von Bundeskanzler Sebastian Kurz, dann wird Sagartz zu den 266 Delegierten sprechen. Auch die von einer Kommission beaufsichtigte Wahl wird online stattfinden. Dafür wurde ein eigenes System geschaffen, das eine anonyme Stimmabgabe ermöglicht. Für den Fall von technischen Problemen wurde eine eigene Telefon-Hotline eingerichtet, das Ergebnis wird bereits wenige Minuten nach der Abstimmung feststehen.
Das hat die ÖVP vor
Bleibt nur die Frage, wie viel Prozent Zustimmung der langjährige ÖVP-Funktionär erreichen wird. Er freue sich über „jede einzelne Stimme“, festlegen wolle er sich nicht. Dafür findet Sagartz inhaltlich klare Worte: „Die ÖVP im Burgenland ist die einzige Oppositionspartei, die der SPÖ-Alleinregierung die Stirn bietet.“ Das sei zwar nicht immer einfach oder sympathisch, aber „absolut notwendig“ angesichts von „Einheitslohn, neuen Steuern, Zentralismus und einem Skandal nach dem anderen“.
Auf kommunalpolitischer Ebene hat Sagartz zwei klare Ziele: Bei der Gemeinderatswahl 2022 soll die Zahl von 81 Bürgermeistern (von 171 Gemeinden; Anm.) gehalten und der Frauenanteil in den Gemeinderäten „erheblich“ erhöht werden. Demnächst will Sagartz durch das Land touren, um wieder mehr persönliche Kontakte zu erleben.
Angesprochen auf die Ermittlungen der WKStA gegen Bundeskanzler Kurz vertraut Sagartz auf die Justiz und sieht eine Chance für Kurz, „sachlich Stellung zu nehmen“. Anders hingegen seine Meinung zu den ÖVP-Angriffen auf die Justiz: Da könne man durchaus über die Wortwahl diskutieren.
Es ist eben alles eine Frage des Stils – sowohl in der Politik als auch in der Mode.