Gefiederte Frühlingsboten sind im Anflug
Von Michael Pekovics
Am Wochenende wurden von Rangern der St. Martins Therme und Lodge in Frauenkirchen die ersten Kiebitze gesichtet. Auch Graugans-Pärchen suchen nach geeigneten Brutplätzen. „Vogelzug ist immer, dank der Artenvielfalt im Nationalpark gibt es ständig etwas zu beobachten“, schildert Alois Lang vom Nationalpark-Informationszentrum in Illmitz.
Laut Lang vergehe kaum eine Woche im Jahr, wo nicht irgendeine Art durchziehe, sich kurz niederlasse und dann wieder verschwinde. Zwischen Ornithologen gibt es verschiedene Meinungen darüber, ob nicht auch Kiebitze gelegentlich hier überwintern. „Das wurde wissenschaftlich aber noch nicht untersucht“, sagt der Experte. Denn mittlerweile gebe es viele Arten, die gar nicht mehr ziehen, wie zum Beispiel Reiher oder solche, die zum Teil nicht mehr ziehen.
Riskanter Aufenthalt
Diese Verschiebungen hätten unterschiedliche Gründe wie milde Winter oder ein besseres Nahrungsangebot. „Ein gewisses Risiko bleibt für diese Arten, wenn sie nicht ziehen“, sagt Lang. Kurze Kältephasen seien für Zugvögel aber kein Problem. „Halten die Minusgrade jedoch über eine Woche an und gibt es dazu eine gefrorene Schneedecke, dann sind sie in der Bredouille“, meint Lang. Laut ihm ist die Artenvielfalt im Nationalpark von Ende April bis Anfang oder Mitte Mai am größten. In diesem Zeitraum überschneidet sich der Aufenthalt von Arten, die nur kurz bleiben sowie von solchen, die länger oder überhaupt auf Dauer am Neusiedler See zu Hause sind.
In der Winterzeit allgegenwärtig sind Greifvögel wie Mäusebussarde, Kornweihe und Turmfalken. Die Kornweihe ist ein typischer Wintergreifvogel, Ende März verabschieden sie sich aus der Region. Weil die Serie der milden Winter immer länger wird, finden manche Arten heute bessere Bedingungen vor. „Im Vergleich zu vor 20 Jahren bleiben derzeit mehr Graugänse auch im Winter vor Ort“, sagt Lang.
Kaiseradler im Aufwind
Ebenfalls gestiegen ist die Anzahl der Kaiseradler. Heuer wurden bereits 40 Tiere gesichtet, Experten gehen von bis zu 70 Sichtungen in Österreich aus. Beheimatet ist der Kaiseradler vor allem im Nordburgenland und im Weinviertel. Die höchste Dichte des streng geschützten Greifvogels liegt im Bereich des Nordburgenlandes, wo 32 bis 40 Individuen beobachtet werden konnten.
Laut Greifvogelexperte Matthias Schmidt von BirdLife Österreich scheint diese Anzahl relativ hoch, jedoch sei der Kaiseradler im Verbreitungsgebiet immer noch relativ selten. Die Anzahl wurde im Rahmen des Projekts „Eagle Census“ ermittelt, durchgeführt von BirdLife und WWF. Insgesamt haben sich mehr als 500 Menschen aus Österreich, Tschechien, Ungarn, der Slowakei, Serbien und Rumänien daran beteiligt, an die 540 Kaiseradler wurden gezählt. Im Vorjahr wurden rund 460 Sichtungen gemeldet.