Chronik/Burgenland

Frauen erobern die Feuerwehr

Bei der Freiwilligen Feuerwehr im mittelburgenländischen Horitschon haben nicht nur die Männer die Hosen an. Seit Kurzem sind drei Damen im Kommando. Andrea Wessely, Sabrina Gablik und Michaela Wessely sind – trotz ihres jungen Alters – bereits Profis. Probleme mit männlichen Kollegen kennt das Trio nicht. "Wir sind teilweise seit 18,19 Jahren, also seit Beginn an, dabei (siehe Zusatzbericht), da sind die Männer schon an uns gewöhnt", erklärt Andrea Wessely.

Die 29-Jährige ist nun Sirenenbetreuerin und hat dafür zu sorgen, dass – wie es die Bezeichnung vermuten lässt – die Sirene stets funktionstüchtig ist. Schließlich müssen 83 Feuerwehrmitglieder – 19 davon sind weiblich – bei Bedarf alarmiert werden. Sobald das Alarmzeichen ertönt, gibt es kein Zurück mehr. "Da steigt der Adrenalinspiegel", sagt die 31-jährige Gruppenkommandantin Gablik, die von Beruf Krankenschwester ist. Egal ob Weihnachten, Silvester, oder ob gerade ein Familienfest im Gange ist: "Wenn es einen Einsatz gibt, dann kommen wir. Da gibt es kein Überlegen", sind sich alle Drei einig. Es könne schon vorkommen, dass man frühmorgens aus den Federn muss. "Am vergangenen Sonntag hat es um 7 Uhr bei der Tischlerei in der Nachbarortschaft Raiding gebrannt. Da überlegst du nicht, sondern setzt dich ins Auto", sagt die 25-jährige Verwalterin und Studentin Michaela Wessely.

Dass sie die gleiche Arbeit wie ihre männlichen Kollegen verrichten, stellen die drei Damen in Führungsposition ständig unter Beweis. Die knapp 200 Kilogramm schwere Löschpumpe befördern sie wie selbstverständlich aus dem Feuerwehrauto und auch bei brenzligen Einsätzen sind sie zur Stelle. Gablik ist auch als Atemschutzträgerin in Gefahrensituationen im Einsatz. So wie beim Tischlereibrand, als es galt, mögliche explosive Stoffe aus dem Gefahrenbereich zu holen. Ob sie dabei nicht manchmal Angst hat? "An das Risiko denkst du in dem Moment gar nicht."

"Man darf sich halt für nichts zu schade sein", fügt Michaela Wessely hinzu.

Unfall mit Schulbus

Manche Erlebnisse würde man nicht so schnell vergessen. "Mein allererster Einsatz war ein Unfall mit einem Schulbus", erinnert sich Gablik. Andrea Wessely muss noch an einen Unfall von 2003 denken, bei der eine Person ums Leben kam. "Zum Glück können wir mit den Kollegen über solche Erfahrungen reden."

32 Einsätze hat es im Vorjahr bei der FF-Horitschon gegeben, brenzlig seien Hochwasser-und Glatteiseinsätze, wissen die drei Frauen. "Bei entsprechender Witterung haben wir das Gewand schon parat liegen", sagt Andrea Wessely, die als Büroangestellte in ihrer Heimatgemeinde gleich zur Stelle ist.

Das nächste Projekt, auf das sich die weiblichen Feuerwehrmitglieder schon vorbereiten, ist die Teilnahme mit einer Damengruppe bei den Feuerwehr-Leistungsbewerben im Juni bzw. im Juli. "Da zählt jede Sekunde", weiß Gablik, die mit "ihren" Damen bereits zwei Mal pro Woche dafür trainiert.

Was sagt Kommandant Markus Wessely zur Frauenpower? "Frauen sind bei uns den Männern gleichgestellt. Keine wird bevorzugt oder benachteiligt. Jeder macht was er sich zutraut."

Vor Jahrzehnten, sagt Landesfeuerwehrkommandant Alois Kögl, habe man in der „Männerdomäne Feuerwehr nichts von Frauen bei der Wehr“ wissen wollen. Man müsse im Feuerwehrhaus bauliche Änderungen vornehmen war eines der Argumente. 1994 war es im Burgenland dennoch soweit. Das Feuerwehrgesetz von 1935 wurde überarbeitet und beschlossen, damit konnten auch Frauen in den Dienst der Feuerwehr treten. Von den 16.834 FF-Mitgliedern burgenlandweit sind heute 1250 weiblich, die Tendenz für weibliche Mitglieder ist steigend. „Frauen sind heute bei der Feuerwehr eine Selbstverständlichkeit“, sagt der Landeskommandant.
In Salmannsdorf gibt es mit Silke Baumgartner seit 2013 die bislang einzige Kommandantin. Seit Kurzem gibt es im Bezirk Oberpullendorf auch eine Kommandantin-Stellvertreterin. Isabella Ribarics-Schmidt aus Steinberg, 31 Jahre, ist die erste Frau im Bezirk, die in dieser Position tätig ist. Burgenlandweit ist sie – neben Katrin Bodisch aus Reinersdorf – die zweite. „Ich bin seit 1997 bei der Feuerwehr. Die neue Position ist eine Herausforderung für mich“, sagt Ribarics-Schmidt, die Mutter ist und einen Full-Time Job hat.