Fräulein Brösels Gespür für Schnaps
Von Roland Pittner
Fräulein Brösel ist auf den ersten Blick kein burgenländischer Name. Doch hinter dem Pseudonym steht Stefanie Drobits aus Markt Allhau im Bezirk Oberwart. Drobits, heißt auf slowenisch „Brösel“ so kam der Name zustande. Dass es die Südburgenländerin nach Berlin verschlagen hat, war eher Zufall. Durchkalkuliert sind allerdings ihr Weinhandel und ihre selbstgebrannten Schnäpse, die in Deutschland reißenden Absatz finden.
Schon mit der Volksschule ging es für Drobits in die örtliche Schnapsbrennerei. „Das hat mich schon als Kind fasziniert“, sagt die Unternehmerin. Bis sie selbst Expertin für Maische und Schnapskessel wurde, vergingen noch einige Jahre. „Ich habe die Handelsakademie in Oberwart besucht. Mathematik und Rechnungswesen lagen mir, also begann ich Betriebswirtschaft zu studieren“, sagt Drobits.
Großstadt
Nach einem Aufenthalt während des Studiums in New York erschien ihr Wien zu klein. „Bekannte haben mir den Big Apple of Germany empfohlen – Berlin“, sagt Drobits. Da sie nebenbei bei einer Agentur arbeitete, die in Wien und Berlin Büros hatte, zog sie in die deutsche Hauptstadt. „Ich habe mich in die Stadt verliebt und wurde mit offenen Armen empfangen“, sagt die Südburgenländerin. Sie arbeitete im künstlerischen Bereich. Privat versorgte sie sich über den Postweg mit heimischen Weinen, die auch im Bekanntenkreis schnell Anklang fanden. So kam die Idee für ihren Getränkehandel, „Fräulein Brösels Weinerwachen“. „Ich habe den Geschmack getroffen, denn diesen Wein gab es zu der Zeit in Berlin nicht“, sagt Drobits, die seit 2010 in der Berliner Gastronomieszene Weine aus Österreich, der Slowakei und Tschechien vertreibt.
Wieder eher zufällig ergab sich das Geschäftsfeld mit dem Schnaps. „Da ich viel in Lokalen unterwegs war, bemerkte ich schnell, dass die Leute in Berlin keinen Schnaps mehr trinken“, sagt Drobits. Also entschloss sie sich in Kooperation mit einer Brennerei ihre eigenen Schnapskreationen herzustellen. Viel Geschmack und nicht der Alkohol sollten im Vordergrund stehen. Also experimentierte sie und brannte ihre „Schnapsgeister“, die ein neues Geschmackserlebnis bringen sollen, mit weniger Alkoholgehalt. „Dann habe ich die ersten Schnapsflaschen zu meinen Kunden mitgenommen und die waren alle begeistert“, sagt Drobits. Plötzlich wurde wieder Schnaps als Digestiv getrunken. Der Haselnussbrand war von Anfang an der Renner.
Schnapserwachen
Mittlerweile gibt es sechs Sorten. Ihre Zutaten sucht sie selbst aus und gebrannt wird in Franken. Ihre hochprozentigen Kreationen finden nicht nur in der Gastronomie, sondern auch im Handel großen Anklang. Etwa im KaDeWe, einem der bedeutendsten Warenhäuser der Welt, wird Fräulein Brösels Schnaps verkauft. In Österreich gibt es die Schnäpse bis jetzt nur bei Manufactum in Wien, es gibt Gespräche mit Meindl am Graben. Der Schnaps sei ihr Herzstück, auch wenn sie mit dem Weinverkauf begonnen hat. „Wenn die Leute an einem Tisch sitzen und meinen Schnaps trinken – da lacht mein Herz“, sagt Drobits.