Chronik/Burgenland

Von 71 Toten ist nur Identität eines Mannes offen

Die Schlagzeilen über die toten Flüchtlinge, die in einem Kühl-Lkw im burgenländischen Parndorf gefunden wurden, ging vor exakt vier Monaten um die Welt. 71 Leichen, zusammengepfercht auf der Ladefläche des Transporters, wurden am 27. August in einer Pannenbucht auf der A 4 entdeckt. Die Opfer hatten laut Obduktionsbericht keine Überlebenschance. Die Luft im Lkw habe nur für eine halbe bis dreiviertel Stunde gereicht.

Beinahe alle der 59 Männer, acht Frauen und vier Kinder wurden identifiziert. Bei einem Toten bleibt die Identität wohl ungeklärt, sagt Helmut Marban, Sprecher der Landespolizeidirektion. Bei der Leiche handle es sich um einen Mann zwischen 20 und 30 Jahren. "Es gibt Bestrebungen, auch die Identität dieses Toten festzustellen, obwohl es derzeit keine Anhaltspunkte gibt".

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14 der Verstorbenen wurden am Wiener Zentralfriedhof bestattet, die anderen 56 Leichen wurden in ihre Heimatländer überführt. Jener Mann, dessen Namen man noch nicht kennt, soll laut Marban in Parndorf bestattet werden, da die Gemeinde auch der Fundort der toten Flüchtlinge ist.

Laut Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil handelte es sich bei den Toten um 29 Iraker, 21 Afghanen, 15 Syrer und fünf Iraner. Unter ihnen waren auch drei Familien, die mithilfe von Schleppern geflüchtet waren.

U-Haft in Ungarn

Der Amtsleiter von Nickelsdorf, Paul Haider, kennt die Namen der Toten. Im Auftrag der Landesregierung hatte die Gemeinde Nickelsdorf die Sterbeurkunden auszustellen, weil die Leichen in der Gemeinde aus dem Lkw geborgen wurden. In drei dicken, roten Ordnern hat Haider die Dokumente gesammelt. "69 Personen haben sich die Sterbeurkunden ihrer Angehörigen bereits abgeholt. Eine wird in den kommenden Tagen geholt", erklärt Haider. Für ihn ist der Akt nun erledigt – zumindest von der formalen Seite. "So viele Totenscheine ausstellen zu müssen und dazu über den tragischen Tod der Menschen zu wissen, das war schon belastend". Er habe auch ein paar kurze, persönliche Gespräche mit den Angehörigen geführt.

Noch nicht abgeschlossen sind die Ermittlungen gegen die fünf verdächtigen Schlepper. Vier Bulgaren und ein Afghane sitzen in Ungarn in U-Haft. Die Anklagebehörde im ungarischen Kecskemet hatte die Strafverfolgung im November von der Staatsanwaltschaft Eisenstadt übernommen, da die Flüchtlinge auf ungarischem Staatsgebiet starben. In Ungarn soll den Männern der Prozess gemacht werden, Termin gibt es noch keinen.