Doskozil: „Spitäler müssen beim Land bleiben“
Von Thomas Orovits
In einem arbeitsreichen Jahr seh‘n wir uns wieder: Mit dieser Botschaft hat Landesrat Hans Peter Doskozil am Freitag eine Experten-Kommission auf den Weg geschickt, die in den kommenden 12 Monaten einen Masterplan für Burgenlands Spitäler erarbeiten soll. Zentrale Frage: „Wie kann die Spitalsstruktur für unsere Bevölkerung nachhaltig abgesichert werden?“
Die Kommission solle ruhig „quer denken“, ermunterte der für Finanzen und Spitäler zuständige SPÖ-Ressortchef das Gremium, nach unkonventionellen Lösungen zu suchen. Mit einer Einschränkung: Einige tragende Säulen, so stellte Doskozil einmal mehr klar, seien unverrückbar: Die fünf Spitalsstandorte im Land – die Krages-Häuser Oberwart, Güssing, Oberpullendorf, Kittsee und das Spital der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt – bleiben ebenso erhalten, wie es keinen Mitarbeiterabbau geben soll. Und der designierte Landeshauptmann ließ vor der wieder einmal anstehenden Föderalismus-Debatte mit dem Bund mit einer Ansage aufhorchen: „Das Spitalswesen muss in Landeskompetenz bleiben“.
Kosten aus dem Ruder
Anlass für den Masterplan ist ein Befund, den Doskozil schon bald nach seinem Amtsantritt Ende 2017 vorgelegt hatte: Ließe man in den fünf Spitälern alles so weiter laufen wie zuvor, entstünde bis 2021 kumuliert ein zusätzlicher Finanzbedarf von 220 Millionen Euro – also 44 Millionen jährlich. Zum Vergleich: Insgesamt fließen Jahr für Jahr rund 210 Millionen Euro ins burgenländische Spitalswesen.
Damit aus den prognostizierten 220 Millionen nicht reale Kosten werden, wurde der mittlerweile organisatorisch von der Krages getrennte Burgenländische Gesundheitsfonds (Burgef) mit der Einrichtung einer Expertenkommission beauftragt. Projektleiter ist der Gesundheitsökonom Johannes Zsifkovits, Mitglieder sind u.a. der Grazer Uni-Professor Thomas Pieber (Internist und Forscher am Joanneum Research), Krages-Chef Harald Keckeis, Burgef-Geschäftsführer Karl Helm und Robert Maurer, Direktor bei den Barmherzigen Brüdern.
In welche Richtung es gehen kann? Einerseits sollen Schwerpunkte gesetzt und Leistungen der Spitäler besser aufeinander abgestimmt und andererseits auch Einnahmen lukriert werden, zum Beispiel durch externe Nutzung von MRT-Geräten.
Dafür brauche es vielleicht noch gesellschaftsrechtliche Ergänzungen, weil die landeseigene Krankenanstaltengesellschaft nicht gewinnorientiert ist, hieß es am Freitag.
Die ÖVP forderte umgehend "fünf vollwertige Spitäler".
Uni-Professor Pieber hat einen schonungslosen Blick auf die eigene Zunft: Die Struktur in Spitälern stamme zum Teil noch „aus den 1970-er Jahren“. So stelle sich heute die Frage, ob man „alle Stationen 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche“ aufrechterhalten müsse. Er kenne steirische Häuser, wo Kollegen mangels Akutpatienten ganze Nächte tatenlos herumsitzen. Bei tagesklinischer Versorgung hinke Österreich hingegen hinter anderen europäischen Ländern hinterher. Fixpunkte hat aber auch Mediziner Pieber: Die Qualität der medizinischen Versorgung müsse erhalten bleiben und es dürfe „keine Zwei-Klassen-Medizin“ geben.
Kein leichter Job für die Kommission, oder wie Krages-Chef Keckeis meinte: „Eine sehr spannende Aufgabe“.