Chronik/Burgenland

Die Vorkämpferin Verena Dunst: „Schon früh für meine Ideen gekämpft“

Die Politik stand schon früh im Mittelpunkt ihres Lebens. „Mein Vater war als Sozialdemokrat im Südburgenland in einer sehr starken Minderheitssituation. Das hat mich schon als Kind geprägt“, erinnert sich Verena Dunst. In einer ÖVP-dominierten Gemeinde habe sie erlebt, wie Ideen des Vaters als SP-Gemeinderat kaum Aussicht auf Realisierung hatten. „Ich habe daher schon sehr früh begonnen, für meine Ideen zu kämpfen“, erzählt sie.

SP-Frauen gegründet

Angeregten Diskussionen am Familientisch folgten bald Engagements in der Lokalpolitik. „Mit 22 Jahren habe ich als Lehrerin in Güssing begonnen. Ein Monat später gründeten wir die SPÖ-Frauen“, erinnert sich Dunst. Fünf Mitstreiterinnen bekannten sich damals dazu. Mit 24 wählte man die Jungpolitikerin zur Bezirksvorsitzenden. „Ich habe sofort begonnen, mir in Sprechstunden die Sorgen von Hunderten Frauen anzuhören und im Gemeinderat für Verbesserungen gekämpft“, so Dunst, die sich damit im Südburgenland einen Namen machte.

Ab ihrem 25. Lebensjahr stand sie auf Kandidatenlisten für Landtagswahlen. „Und bald stieß ich an die Grenzen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ Denn Dunst hatte inzwischen geheiratet, war Mutter von zwei Töchtern. „Und der familiäre Hintergrund war immer wichtig für mich. Zum Glück hat mich mein Mann sehr unterstützt“, betont die Landtagspräsidentin. „Er nahm sich unbezahlte Karenz. Wir teilten uns die Kinderbetreuung.“

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Im zweiten Anlauf

Dennoch musste sie ablehnen, als Landeshauptmann Hans Sipötz ihr 1990 erstmals anbot, für den Nationalrat zu kandidieren. „Mit einer zwei- und einer vierjährigen Tochter war das damals einfach nicht möglich“, sagt sie. Vier Jahre später war es möglich. Auch dank ihrer hohen Zahl an Vorzugsstimmen zog sie ins Parlament ein.

Kinderbetreuung

Doch die Vereinbarkeit mit dem ihr so wichtigen Familienleben stellte Verena Dunst vor eine große Herausforderung. „Das Pendeln war nicht einfach. Es gab 1994 noch keine Redezeitbeschränkung im Nationalrat, wir mussten oft auf improvisierten Schlafstellen übernachten“, erzählt sie. „Immer war alles mit meiner Familie abgesprochen“, sagt sie. Fügt aber hinzu: „Ich verstehe, dass viele Frauen sich gut überlegen, ob sie sich so etwas antun.“

Die Rückkehr ins Burgenland sei ihr deshalb auch nicht schwer gefallen, als Hans Niessl sie in die Landesregierung holte. „Ich habe sofort mit einer Evaluierung begonnen, wo wir in Sachen Vereinbarkeit stehen.“ Das Ergebnis sei ernüchternd gewesen. „Es gab wenige Kindergärten. Kinderkrippe war überhaupt ein Fremdwort. Wir haben das Angebot hochgefahren.“ Rund 50 Initiativen in 18 Jahren sollten für mehr Gleichberechtigung und Kinderbetreuung sorgen. „Wobei ich vor allem im Südburgenland gesehen habe, dass wir gemeindeübergreifende Lösungen brauchen.“

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„Lade zur Politik ein“

Ein noch nicht existierendes Frauen-Referat wurde gegründet. „Und ich wurde erste Agrar-Landesrätin Österreichs. Das hat sicher vielen Frauen Mut gemacht“, ist Dunst überzeugt. Mut zu machen, Vorbild zu sein, das sei ihr stets wichtig gewesen. So auch in ihrer aktuellen Funktion. „Ich sehe mich auch als Mentorin für die Frauen in diesem Land.“ Neue Aktivitäten plant Dunst bereits. „Ich will die Menschen zur Politik einladen“, sagt sie. Und bereitet „Demokratie-Workshops“ vor. „Es soll nicht der Eindruck entstehen: Wählt uns und dann machen wir das schon. Die Leute sollen sich auch zwischen Wahlen engagieren, mitgestalten und ihre Meinung sagen“, fordert die Landtagspräsidentin auf.

Eine Rolle in der Bundespolitik strebt Dunst nicht an. „Es gab Anfragen, aber ich bleibe lieber im Burgenland, wo der Kontakt zu den Menschen unmittelbarer ist und ich direkt sehe, was ich umsetze und es begleiten kann.“

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„Eine solide Ausbildung ist das Wichtigste“

Das politische Engagement bleibt offensichtlich erhalten im Hause Dunst. Wie sie selbst als Kind mit ihren Eltern, führe sie auch mit ihrem Ehemann und den gemeinsamen Töchtern emotionale Diskussionen zu aktuellen Themen, erzählt Verena Dunst. „Beide sind höchst politisch und kommen glücklicherweise noch oft nach Hause, dann gibt es viele gute Gespräche.“ Aktiv engagiert ist derzeit nur die ältere Tochter Susanne. „Sie arbeitet in der Gemeindepolitik mit, ihr Job als Pädagogin in Wien lässt aber nicht zu, dass sie ein Gemeinderatsmandat übernimmt“, so Dunst.

Und ihr ist klar: „Beide haben gesehen, wie viel Zeit die Politik beansprucht.  14 oder 15 Stunden täglich, so etwas muss man sich wirklich gut überlegen. Ich dränge sie jedenfalls zu gar nichts.“ Gelitten hätten die Töchter unter dem hohen Arbeitspensum der Mutter jedoch nicht, ist sich Dunst sicher. „Wir hatten immer Zeit miteinander. Und mein Mann hat es wunderbar verstanden, ihnen zu erklären, was ich tue und dass sie mir deswegen kein schlechtes Gewissen machen dürfen.“

Ihr Ratschlag an junge Frauen, die sich für eine politische Laufbahn interessieren? „Zuallererst eine gute Ausbildung“, sagt Dunst. „Um ein eigenes Einkommen zu haben. Aber auch Selbstbewusstsein ist wichtig. Sicheres Auftreten. Auch da hilft eine solide Ausbildung.“