Chronik/Burgenland

„Der Pinczi macht das schon“

Er wurde vom früheren Bundespräsidenten Thomas Klestil geherzt, erhielt vom schwedischen König den Nordstern-Orden und bot der anspruchsvollen Entourage des damaligen russischen Ministerpräsidenten Viktor Alexejewitsch Subkow die Stirn – höflich aber bestimmt und ganz ohne Kniefall vor der Großmacht. Wenn man die Verkörperung der viel beschworenen burgenländischen Gastfreundschaft sucht, ist Johannes Pinczolits die allererste Adresse.

Der Protokollchef des Landes hat in den vergangenen Jahren rund 5000 Veranstaltungen organisiert und dabei in Summe wohl eine Million Menschen umsorgt – gekrönte Häupter und Staatspräsidenten waren ebenso darunter wie Funktionäre dörflicher Vereine, die alljährlich vom Landeshauptmann für ihr ehrenamtliches Engagement belobigt werden. „Man muss die Menschen mögen und vertrauensbildend wirken“, erklärt Pinczolits das A und O seines Jobs und vergisst nicht, seiner Handvoll Mitarbeiter Rosen zu streuen, die bei Bedarf auch zu nachtschlafender Zeit parat stehen: „Das Land kann sich glücklich schätzen, solche Mitarbeiter zu haben“, verneigt sich der 1,90-Meter-Mann Pinczolits vor seiner eingeschworenen Kerntruppe.

60 und stets auf Achse

Am Freitag beging der Zeremonienmeister des Burgenlandes seinen 60. Geburtstag, heute wird mit Freunden im Dorfmuseum Mönchhof gefeiert, ehe es wieder an die Arbeit geht. Denn Pinczolits, der sein letztes Jahr vor der Pension absolviert, befindet sich mitten in „einem der schwierigsten Halbjahre meiner Karriere“. Das Burgenland, respektive Landeshauptmann Hans Niessl, hat den Vorsitz der Landeshauptleutekonferenz inne, wegen des 100-Jahr-Jubiläums der Republik sind diesmal gleich zwei große Konferenzen auszurichten. Trotz seiner Routine sei er immer noch nervös, aber nur, bis die Einladungen ausgeschickt seien, „und dann wieder zwei Tage vor dem großen Ereignis“.

Die Hauptdarsteller dieser Ereignisse wissen indes, dass es „eh passt, wenn der Pinczi das macht“ – so, oder so ähnlich konnte man’s von Niessl und den früheren Staatschefs Thomas Klestil und Heinz Fischer hören. Mit Klestil verband den leutseligen, dabei aber nie kumpelhaften Burgenländer gar eine Freundschaft. Um das Schweigen in einer illustren Runde zu brechen, hatte sich Pinczolits einst ein Herz gefasst und zu Klestil gesagt: „Mein Vater schätzt Sie so, weil Sie so leicht weinen.“ Kaum ausgesprochen, dämmerte dem Protokollchef, dass er sich damit vielleicht allzu forsch übers Protokoll hinweg gesetzt haben könnte und sah sich „im Geiste schon entlassen“ – aber umgehend wieder eingestellt, als ihn Klestil daraufhin herzlich umarmte.

Ist in all den Jahren nie ein Fauxpas passiert? „Doch“, erinnert sich Pinczolits an eine burgenländische Delegation, die bei einem Besuch in Altenmarkt in Salzburg einen Teller mit Wappen von Altenmark in der Steiermark mitbrachte. Heute hängt der falsche Teller im Büro des Altenmarkter Vizebürgermeisters, ein Teller mit dem richtigen Wappen wurde nachgereicht und bekam einen Ehrenplatz beim Bürgermeister. Pinczolits: „Es gibt immer einen Plan B, C oder X.“