Das literarische Quartier des Landes
Von Thomas Orovits
Clemens Setz, Karl-Markus Gauß und – zuletzt – Felix Mitterer waren schon da; am 21. November kommt Dževad Karahasan für eine Lesung ins Literaturhaus Mattersburg. Obwohl das literarische Quartier des Burgenlandes im Bundesländervergleich gewiss nicht über die größten Mittel und das meiste Personal verfügt, gibt es an der Autorenliste nichts zu mäkeln.
Wie zieht das Literaturhaus-Trio – Barbara Mayer, Sabrina Hergovich und Andrea Holzinger – diese Kapazunder an Land? „Die langjährige, kontinuierliche Arbeit mit Autoren und Verlagen und der Aufbau eines Netzwerks machen sich offenbar bezahlt“, freut sich Mayer über den guten Klang des Hauses, das sie seit 2006 führt. Die Honorare bleiben aber auch dem Literaturhaus Mattersburg nicht erspart. Wie viel wer bekommt, will Mayer nicht verraten. Das sei „von Fall zu Fall verschieden“ und hänge davon ab, wie weit die Anreise ist, in welchem Verlag die Literaten publizieren und nicht zuletzt von deren Prominenz.
Dass es dem Burgenland im Vergleich zu anderen Bundesländern an den ganz großen Autoren mangle, würde die studierte Germanistin Mayer nicht unterschreiben. Gerade in letzter Zeit gebe es einen „großen Schub“. Petra Piuk und Bernhard Strobel etwa seien erst kürzlich auch im deutschen Feuilleton besprochen worden.
Arriviert und am Anfang
Aber das 1994 von Traude Horvath als Verein (Obmann ist Alfred Lang von der Burgenländischen Forschungsgesellschaft) gegründete Literaturhaus will nicht nur mit großen Namen glänzen, sondern auch den literarischen Nachwuchs des Burgenlandes schleifen und polieren und bietet deshalb jungen Autoren wie Julia Lückl, Raoul Eisele oder Konstantin Schmidtbauer erste Auftrittsmöglichkeiten.
Diese große Bandbreite, in der auch Literaturvermittlung an Schulen, Erwachsenenbildung und eine öffentliche Bibliothek Platz haben, sei der besonderen Lage des Hauses geschuldet, erläutert Mayer. Weil das Burgenland weder über Großstädte noch über Universitäten verfüge, verrichte das Literaturhaus auch regionale Bildungsarbeit. Rund 4300 Interessierte kamen im Vorjahr zu den Veranstaltungen, 13.000 Bücher wurden entlehnt. Für diese Kulturarbeit gibt es neben einer Basisförderung vom Land vor allem Unterstützung vom Bund, in Summe rund 135.000 Euro jährlich. Jahr für Jahr müsse neu angesucht werden, mitunter warte man bis ins späte Frühjahr aufs Geld. Für verschiedene Projekte müssen dann noch andere Förderquellen angezapft werden.
Standortfrage
Dass sich das Literaturhaus seit 2014 im Ausweichquartier im Rathaus befindet, macht die Arbeit nicht einfacher. Das Kulturzentrum – angestammter Sitz des Hauses – ist eine Baustelle. „Wir haben hier viel weniger Platz und sind in unseren Aktivitäten eingeschränkt“, hadert Mayer. Hätte man gewusst, dass das Exil so lange dauert, hätte man womöglich nach einer anderen Bleibe gesucht.
Sei‘s drum, Mayer hofft auf 2021. Da soll das Literaturhaus ins dann neue Kulturzentrum zurückkehren und Teil eines literarischen Biotops werden – Landesarchiv und -bibliothek sollen von Eisenstadt nach Mattersburg übersiedeln. Aber – das ist Mayer wichtig– das Literaturhaus bleibe eigenständig.