Chronik/Burgenland

Das Fernglas ist immer dabei

Johannes Ehrenfeldner ist seit April Direktor des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel. Er hat den Posten vom Mitbegründer des Parks Kurt Kirchberger nach 24 Jahren übernommen. Mit fünf Jahren besuchte Ehrenfeldner das erste Mal den Nationalpark.

Mit fünf Jahren waren Sie das erste Mal im Nationalpark, was ist Ihnen noch in Erinnerung?

Es stimmt, ich war mit etwa fünf Jahren das erste mal im Seewinkel, und kann mich noch bestens an eine Fahrt mit einem Elektroboot erinnern, sowie an einen Besuch bei einem Heurigen.

Sie waren im Nationalpark Gesäuse tätig, fehlen Ihnen die Berge?

Ich habe mir diesen Arbeitsplatz nach reiflicher Überlegung ausgesucht, wohl wissend, dass der nächste höhere Berg der Schneeberg ist. Nein, mir fehlen die Berge nicht. Sonnenauf und -untergang zu beobachten, ohne ein Bergtour unternehmen zu müssen, ist wunderschön.

Welcher Nationalpark Bewohner begeistert Sie am meisten?

Eine der ersten Bewohner, die Begeisterung in mir erweckten, waren die großen Brachvögel. Als ich für meinen Dienstantritt zum Apetloner Hof fuhr, war es für mich wie ein Willkommen, als auf den Wiesen neben der Straße mehrere dieser wunderbaren Vögel ihr Futter suchten.

Sie zählen Vogelkunde zu Ihren Hobbys, verbringen Sie als Direktor auch Ihre Freizeit im Seewinkel?

Derzeit ist die Grenze zwischen Beruf und Freizeit recht verschwommen. Ich bin sehr viel im Seewinkel und – wenn ich Zeit dafür finde, wann immer es geht – mit dem Fernglas im Gelände unterwegs.

Welche Eigenheiten hat der Nationalpark Seewinkel im Vergleich zu anderen Parks?

Der größte Unterschied liegt darin, dass ein wesentliches Thema das Flächenmanagement darstellt. Würde die Landschaft nicht aktiv freigehalten werden, würden Schilf und Gehölze sehr bald überhandnehmen und viele Arten, welche an die offene Landschaft angepasst sind, verschwinden.

24 Jahre lang war Ihr Vorgänger am Ruder, was sind die ersten Projekte, die Sie in Angriff nehmen?

Mein Team und ich sind dabei, eine Strategie und damit einhergehend Ziele für die nächsten fünf bis zehn Jahre auszuarbeiten. Dieser Prozess ist eine große Herausforderung für uns alle. Nebenbei planen wir bereits eine inhaltliche Neuausrichtung des Infozentrums. Auch das gesamte Beweidungsmanagement mit der eigenen Graurinderherde wird überarbeitet.

Was wird verändert?

Die Eckpunkte des Managementplanes ergeben sich aus den Aufgabenfeldern des Nationalparks: Naturraummanagement, Besucherbetreuung-Ökopädagigik und Ökotourismus, Öffentlichkeitsarbeit, Forschung und Monitoring und letztendlich die eigentliche Verwaltung. Es ist auch der politische Wille da, den Nationalpark zu vergrößern.

Wie wird die Vorgangsweise sein?

Dabei geht es darum, mit den Behörden auf Landes- sowie auf Bundesebene die Finanzierung aufzustellen und die Möglichkeiten von EU-Förderungen für dieses Vorhaben auszuloten. Ist dies alles festgelegt, können erste Verhandlungen mit den Grundeigentümern gestartet werden.

Nächstes Jahr feiert der Park das 25-jährige Bestehen, was ist geplant?

Wir sind bereits am intensiven Planen von Programmen für das 25 Jahr Jubiläum 2018. Wir möchten dieses Jubiläum nicht in einem einzigen Event feiern, sondern Veranstaltungen über das gesamte Jahr ziehen. Jede Nationalparkgemeinde von Neusiedl am See bis Tadten wird bei diesem Programm bespielt werden.

Wie haben sich die Besucherzahlen in den vergangenen Jahren entwickelt?

Durch unsere umfangreichen Programme gibt es nahezu keine Zielgruppe, die nicht angesprochen wird. Daher sind unsere Besucherzahlen stets im Steigen begriffen. Auch unsere Schulprogramme erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Wir haben bereits das Luxusproblem, Anfragen, welche erst sehr knapp bei uns eintreffen, absagen oder auf das kommende Jahr verschieben zu müssen.

Wenn Sie durch den Park gehen bei welchem Anblick bleiben Sie stehen?

Mich fasziniert immer wieder die Weite der Landschaft. Ich habe mehrere absolute Lieblingsplätze im Nationalpark, welche, wirklich rein zufällig, auch die verschiedenen Landschaftstypen widerspiegeln. Am Abend, nach einem der leider viel zu seltenen Regentage auf der Weide zu stehen, oder bei einem warmen, satten letzten Sonnenlicht Richtung Schneeberg zu schauen, ist ein wunderbarer Ausklang des Tages.