Cyber-Mobbing: „Zeigt Zivilcourage!“
Von Roland Pittner
Statt der Schulglocke ist Musik aus den Lautsprechern zu hören. Drei Polizisten warten auf ihren Einsatz. Die Schüler der 1C der Neuen Mittelschule Markt Allhau, Bezirk Oberwart, brauchen noch ein paar Minuten, „gerade ist die Matheschularbeit vorbei“, sagt ein Lehrer. Kurz darauf übernehmen die drei Beamten in zivil den Unterricht.
Die Tische werden weggeschoben und ein Sesselkreis wird aufgestellt. Gebannt lauschen die Zehn- und Elfjährigen den Beamten. Sie werden über Gesetze, Strafen und weitere Konsequenzen bei Gesetzesbrüchen hören. Ein „Sprech-Ball“ wird geworfen und die Schüler tauen relativ schnell auf. „Wir wollen verhindern, dass ihr kriminell werdet“, erklären die Beamten. „Es ist schon interessant, was die Polizisten erzählen“, sagt Benjamin. Der zweite Teil des Besuchs der Exekutive dreht sich ums Internet. „Wer hat ein Smartphone“, fragt Bezirksinspektor Dietmar Hermann in die Runde. Alle Hände gehen nach oben. „Welche Sozialen Medien nutzt ihr?“, ist die nächste Frage. Snapchat, WhatsApp, Instagram – die Antwort. Einige sind auch auf Facebook unterwegs, aber „das ist ja für ältere Leute“, sagt ein Schüler.
Mobbing
Die App Tellonym wird genannt. Sie ist eigentlich dazu da, um anonym Feedback auf Postings zu bekommen. In der Schule wurde sie wegen Mobbing unter den Schülern zum Problem. „Schülerinnen sind zu uns gekommen und haben es gemeldet“, sagt Direktorin Daniela Hallemann. Die meisten Eltern wussten vom Treiben auf dieser Plattform nichts. Die Polizisten erklären auch, dass Cyber-Mobbing strafbar ist (siehe Zusatzbericht unten). „Wenn jemand gemobbt wird, sagt Nein – ich will das nicht, hört auf“, rät Gruppeninspektor Thomas Rohrer den Schülern. Sie sollen sich an die Lehrer, Eltern oder andere Vertrauenspersonen wenden. „Den Opfern fällt es oft schwer, also sind auch die Klassenkollegen gefragt – zeigt Zivilcourage und helft“, sagt der Polizist. Viele Schüler nicken zustimmend.
Digitalisierung
Seit 15 Jahren sind Beamte mit der Kriminalprävention an Schulen im Einsatz. „Die neuen Medien haben uns geradezu überrannt“, sagt Hermann. Deshalb wird auch immer mehr Zeit für Aufklärung aufgewendet. „Die Eltern sind oft mit der Materie überfordert und wissen nicht, was die Kinder im Internet machen“, sagt der Bezirksinspektor. Beim Umgang mit persönlichen Daten raten die Beamten den Schülern zu großer Vorsicht. „Gebt keine Adressen oder Geburtsdaten weiter“, sagt Hermann und appelliert an das Bauchgefühl der Schüler. „Kommt euch ’was komisch vor – fragt einen Erwachsenen“, sagt der Beamte. Für die Direktorin sind die Besuche der Polizisten wichtig. „Für die Schüler ist es was ganz anderes, wenn jemand von Außen kommt“, sagt Hallemann. Die Probleme sind an fast allen Schulen ähnlich, wissen die Direktorin und die Beamten.
„Vorsicht im WWW – überlegt was ihr macht“, sagt Hermann und schließt den Vortrag. Es wird sicher nicht sein Letzter gewesen sein.