Burgenlands Obsternte fällt mager aus
Spätfrost, niederschlagsarme Sommer und die Klimaerwärmung machen den Landwirten seit einigen Jahren das Leben schwer. Bei den Obstbauern ist die Erntebilanz heuer durchwachsen, wie ein Rundruf ergab.
Am Obsthof von Helene und Julius Nikles im südburgenländischen Kukmirn gebe es durch den Spätfrost Ende März und durch Blattläuse bis zu 50 Prozent Einbußen. „Wir haben Schäden quer durch den Obstgarten“, sagt Helene Nikles. Auf den mehr als 30 Hektar großen Obstplantagen hätten Äpfel, Erdbeeren, Kirschen und Co. durch die Trockenheit im Juni und dann durch die großen Niederschlagsmengen gelitten.
Dabei wäre heuer der Preis, der etwa für Äpfel gezahlt würde, „so hoch wie nie“, sagt Helene Nikles. Bis zu 1,50 Euro würde der Handel für das Kilo Äpfel bezahlen. „Aber was nützt das, wenn wir die Menge nicht haben.“ Familie Nikles verkauft ihr Obst weiter ab Hof.
Die Erdbeeren sind reif
Bei Obstproduzent Michael Habeler aus Wiesen (Bezirk Mattersburg) falle die Bilanz – auch wegen der unterschiedlichen Lagen – sehr differenziert aus. „Bei den Marillen und den Pfirsichen hat es heuer wegen des Spätfrostes wenig Ertrag gegeben“, sagt Habeler. Bei den Äpfeln sei der Ertrag je nach Sorte unterschiedlich. „Der Gala etwa hat generell durch den Spätfrost gelitten.“
Die Zwetschkenernte sei zufriedenstellend, ebenso die Erdbeerernte. Seit mehr als 100 Jahren verkauft Familie Habeler in fünfter Generation die traditionelle Wiesener Ananas-Erdbeere. Um unabhängig von den diversen klimatischen Bedingungen zu sein, startete der Jung-Landwirt vor vier Jahren den Versuch, die Früchte im Folientunnel zu ziehen.
Mit Erfolg. Nach der Ernte im Mai bzw Juni, werden seit ein paar Wochen im zweiten Durchgang Erdbeeren angeboten. Der Folientunnel mache sich bezahlt, an eine kleine Erweiterung sei gedacht. Wer heuer noch heimische Erdbeeren genießen möchte, sollte sich aber beeilen: Wegen der heißen Tage im August hat die zweite Erntesaison heuer etwas früher begonnen als sonst.
Im Burgenland gibt es etwa 130 Obstbauern, die Äpfel intensiv produzieren. In den rund 10 Hektar großen Apfelgärten von Familie Leeb in St. Andrä am Zicksee, Tadten und Wallern (Bezirk Neusiedl am See) hat die erste Ernte schon im Juli begonnen. Bei den Frühsorten, dazu zählt etwa der Piros, sei die Ernte quantitativ schwach gewesen, sagt Vera Leeb. „Der späte Frost hat die Blüte erwischt.“
Auch bei Gala und Golden Delicious, die gerade gepflückt werden, ist der Ertrag geringer als üblich. Bei den Winteräpfeln, wie Braeburn oder Granny Smith, habe sich der Frost nicht ausgewirkt. Um die Frischobst-Saison zu verlängern, baut Familie Leeb auch auf je einem halben Hektar Birnen und Marillen an – hier sei der Ertrag heuer mager gewesen. „Alles in allem erwarten wir aber eine gute, nicht übermäßige Ernte“.
Sinkender Apfelkonsum
Während der Apfelkonsum zurückginge, würden die Wetterkapriolen mehr, sagt Leeb. Es habe zwar auch schon vor 20 Jahren Spätfröste gegeben, „aber nicht so regelmäßig wie jetzt“. Früher hat die Familie die Früchte in die Steiermark geliefert, seit 2009 werden sie nur mehr direkt vermarktet, weil man so mehr lukrieren könne.
Mit 20 Prozent beziffert die Landwirtschaftskammer (LWK) Burgenland die Einbußen bei der heurigen Apfelernte, bedingt durch den Spätfrost. Kammer und Obstverband appellieren an die Konsumenten, zu heimischen Obst zu greifen. „Unsere Obstbauern erzeugen eine Top-Qualität. Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass Lebensmittel in der Region erzeugt werden“, erklärt LWK-Präsident Nikolaus Berlakovich.