Burgenland: Streit um AMS-Führung
Von Thomas Orovits
Wiederholt sich die Geschichte – mit umgekehrten Vorzeichen? 2002 dauerte es monatelang, ehe der damalige Wirtschafts- und Sozialminister Martin Bartenstein (ÖVP) ein Machtwort sprach und Helene Sengstbratl zur Geschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Burgenland machte. 2012 könnte SPÖ-Sozialminister Rudolf Hundstorfer in diese Rolle schlüpfen (müssen).
Damals wie heute waren Arbeitgeber und -nehmer im AMS-Landesdirektorium auf keinen grünen Zweig gekommen, und auch der für die Bestellung eigentlich zuständige Verwaltungsrat in Wien schiebt die Entscheidung vor sich her. Die drei Bewerberinnen für den Chefposten – die von Arbeitgeberseite unterstützte Sengstbratl, die Arbeitnehmer-Kandidatin Eszter Toth und Judith Rechnitzer – wurden vor wenigen Tagen noch einmal einem Hearing durch die Unternehmensberater von VIP Consulting unterzogen. Job-Start ist am 1. August. Ob der Verwaltungsrat, in dem neben je drei Vertretern von Arbeitgeber und -nehmerseite auch zwei Mitarbeiter des Sozialministeriums und eine Abgesandte des Finanzministeriums sitzen, bei der nächsten Sitzung Mitte Mai doch noch zu einer Lösung kommt oder der Akt auf dem Tisch des Ministers landet, ist offen.
Schlagabtausch
Im Burgenland hat das Ringen um den AMS-Chefsessel die politische Arena schon erreicht – und dabei an Schärfe zugelegt: SPÖ-Soziallandesrat Peter Rezar hatte Sengstbratl empfohlen, "ihre Bewerbung zurückzuziehen." Der rote Grande macht die Landesgeschäftsführerin dafür verantwortlich, dass es das AMS ein Jahr nach der Arbeitsmarktliberalisierung nicht schaffe, "offene Stellen im Burgenland mit Burgenländern zu besetzen". Die Arbeitslosigkeit stieg im April um 11,8 Prozent oder 710 Personen, österreichweit nur um 6,6 Prozent.
Für Arbeiterkammer-Präsident Alfred Schreiner achtet die AMS-Chefin nur darauf, den Arbeitskräftebedarf der Firmen rasch zu decken, und vernachlässige Strategien zur Vermittlung arbeitsloser Inländer aber auch von Ausländern, die schon lange auf dem burgenländischen Arbeitsmarkt sind.
Für Manfred Gerger, Schreiners Visavis von der Industriellenvereinigung, ist das "reine Polemik", die er nicht nachvollziehen könne. Er hält es für "eine Sauerei", dass sich die Roten so auf Sengstbratl einschießen. Gerger ist überzeugt, dass die AMS-Chefin die beste Kandidatin ist und sich das auch nach dem Hearing herausstellen werde. Er geht davon aus, dass letztlich der Minister entscheiden müsse.