Bienenflüsterer vom Neusiedler See
Von Roland Pittner
Schottische Hochlandrinder haben es Simon Tötschinger angetan. „Ich wollte eine Büffelzucht machen, aber damals mit 18 Jahren fehlte mir das Geld“, sagt Tötschinger. Der gelernte Werkzeugmacher war zwar in seiner Firma in Wien erfolgreich, „aber ich wollte mich schon immer selbstständig machen“. Eine Modekollektion, die er umsetzen wollte, hatte der Joiser auch bereits im Kopf. Doch sein Vater brachte ihn auf die Idee, etwas mit Honig zu machen.
„Die Bienenzucht war für mich ähnlich wie die Büffelzucht und beim Honig konnte ich kreativ sein und Etiketten gestalten, wie bei meinen T-Shirts“, sagt Tötschinger. Drei Jahre war er noch Werkzeugmacher, legte sich in der Zwischenzeit die ersten Bienenstöcke zu, machte die Imkerausbildung und plante seinen Betrieb mit dem Namen „lylys Honig“. „Es war nie nur ein Hobby“, sagt der Landwirt.
Imkerei
Im Jänner 2010 hat er seinen Job gekündigt und sich nur mehr seinen Bienenvölkern gewidmet. „Ein Jahr habe ich damit verbracht, dem Produkt ein schönes Mascherl zu geben“, sagt Tötschinger. Grafik, Webseite und andere Marketingmaßnahmen hat der Jungunternehmer selbst geplant. „Für die Finanzierung der Etikette habe ich sogar mein geliebtes Motorrad verkauft, aber das sind die Opfer, die man bringt“, sagt Tötschinger. Eine Marketingmaßnahme mit Hintergedanken war seine Teilnahme an der Mister Austria Wahl. „Ich brauchte etwas, um die Leute auf mich aufmerksam zu machen“, sagt Tötschinger. Bei der Wahl hatte er eine Bühnenperformance mit Bezug zum Honig und am Ende wurde er zum Vize-Mister-Austria gewählt. „Dadurch bekam ich viel Aufmerksamkeit.“
Die „Öle Macher“
Mittlerweile kann er gut von seinen bis zu 200 Bienenstöcken leben. Er ist einer der wenigen Vollerwerbs-Imker im Land. „Ich ernte im Jahr rund vier Tonnen Honig“, sagt Tötschinger. In seinen Betrieb investiert er weiter und will auch mit neuen Produkten punkten. Gemeinsam mit seinem Bruder hat er die „Öle Macher“ gegründet. „Wir stellen Öl aus Traubenkernen her“, sagt Tötschinger. Diese Sparte passe gut zur Imkerei, denn die würde im Herbst nicht mehr so viel Arbeit machen, wenn das Öl gepresst wird. Auch Hanfsamenöl hat er im Sortiment. „Beide Öle sind kalt gepresst, ungefiltert und so naturbelassen wie möglich.“
Es sind auch weitere Produkte geplant, etwa ein Bienstock für zu Hause. „Die Leute können damit selbst ihren Honig ernten“, sagt Tötschinger. Die Entwicklung laufe. Auch die Büffelherde habe er noch immer im Hinterkopf. Vielleicht ein weiteres Projekt für die Zukunft.
Nachgefragt: Die Natur „gibt die Dynamik vor“
KURIER: Was macht das Landleben für Sie lebenswert?
Simon Tötschinger: Landleben ist etwas total Natürliches, als Landwirt hat man seine Jahreszeiten und die unterschiedlichen Aufgaben, die anstehen: Im Frühjahr das Erwachen der Natur und im Bienenstock. Der Sommer, wenn alles in der Frucht steht und geerntet wird, im Herbst wird wieder alles weniger, im Winter ist es dann ruhiger. Es ist die Dynamik, die die Natur vorgibt. In einem normalen Job ist es egal, ob Sommer oder Winter, die Tätigkeit und Leistung ist gleich.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz?
Jedes Platzerl, das ich brauche, um etwas zu produzieren, habe ich gerne. Ich sitze auch gern vor dem Computer, es entsteht total viel dort.
Vermissen Sie das Stadtleben?
Ich habe zwei Jahre lang in einer Wohnung in Wien gelebt, aber ich hatte nicht viel von der Stadt. Neben meinem Job habe ich die Abendschule für Wirtschaftsingenieurswesen besucht . Am Wochenende bin ich immer im Burgenland bei der Familie gewesen. So hatte ich nie wirklich Zeit fürs Stadtleben.
Wo sehen Sie die Schwierigkeiten am Landleben?
Ich bin in Jois zu Hause – der Neusiedler Bezirk ist einer der schnell wachsenden in ganz Österreich. Ich beobachte das und alles entwickelt sich rasend schnell. Das Landleben im Neusiedler Bezirk ist schon super schön, mit den vielen neuen Restaurants und dem Einkaufszentrum, haben wir in der Nähe auch etwas Stadtqualität.