Chronik/Burgenland

Aus Posten wird Stützpunkt

Momentan – fühle ich mich schon sicher", sagt Wilhelm Baumann zu den patrouillierenden Polizisten. Er lebt in Kohfidisch, Bezirk Oberwart, verändert hat sich für ihn noch nichts, seit der Polizeiposten am 31. Mai zugesperrt hat. "Die Präsenz der Polizei auf den Straßen ist trotzdem gut", sagt der Kohfidischer, der die Beamten regelmäßig im Ort sieht.

Seit 1. Juni ist das Polizeischild am Gemeindeamt montiert, darunter eine Tafel mit Polizei-Stützpunkt. Die Beamten der Dienststelle Kohfidisch treten ihren Dienst nun in Großpetersdorf an. "Am Gemeindeamt ist eine Gegensprechanlage, die die Bürger sofort mit der Polizeiinspektion oder den Notruf verbindet", erklärt Adolf Kalchbrenner, Kommandant von Großpetersdorf.

"Wir haben jetzt 25 Beamte und unser Posten ist seit 1. Juni Tag und Nacht besetzt", sagt Kalchbrenner. Zwei Streifen kümmern sich um das Gebiet. Mit der Schließung von Kohfidisch gibt es jetzt keinen Posten mehr zwischen Großpetersdorf und Strem im Bezirk Güssing. "Alles was vorher erledigt wurde, machen wir jetzt auch", sagt Kalchbrenner. Die Anfahrt dauere zwar fünf Minuten länger, in den meisten Fällen sei es aber kein Problem.

Stützpunkt

"Wir haben alles versucht, um die Polizeiwache zu erhalten. Aus der Not haben wir eine Tugend gemacht, mit unserem Stützpunkt", sagt Kohfidischs Bürgermeister Norbert Sulyok. Mit der Polizei wurden 30 Stunden Streifentätigkeit in der Woche vereinbart – Schulwegsicherung inklusive. In der Gemeindestube kann die Polizei den Besprechungsraum als "Stützpunkt" verwenden.

Ob die Beamten jedoch viel davon Gebrauch machen, sei noch nicht absehbar. "Wir können auch komplett mobil arbeiten", sagt Kalchbrenner. Vernehmungen oder Anzeigen könnten also auch im Polizeiwagen oder in Privathäusern aufgenommen werden. "Vielen Leuten ist es unangenehm, wenn sie aufs Gemeindeamt kommen müssen, um etwas anzuzeigen", meint Kalchbrenner. Die Möglichkeit bestehe aber. "Werden wir über die Gegensprechanlage angefordert, kommen wir", sagt der Beamte.

Für Ronald Jalits, Mitarbeiter der Raiffeisen Bank, steigert allein das "Polizeischild am Gemeindehaus schon die Sicherheit". Räuber würden es sich zwei Mal überlegen, eine Bank zu überfallen, wenn nebenan die Polizei schon warten könnte. "Wir wollen das subjektive Sicherheitsgefühl der Leute stärken, das schaffen wir nicht nur durch übermäßige Präsenz", sagt Kalchbrenner.

Wilhelm Baumann sieht die Sache gelassen: "Sie können ja nicht überall gleichzeitig sein – das hat es ja noch nie gegeben." Egal ob mit oder ohne Posten im Ort.