Oberwart Gunners: Jetzt hat der 6. Mann am Feld Pause
Von Michael Pekovics
Die Ankunft bei der ersten Fahrt verlief spektakulär. „Die Fans vor der Halle haben geglaubt, es kommt ein Nationalteam“, sagen lachend die langjährigen Basketballfans Michael Artner und Markus Zlatnik, die gemeinsam für die Organisation des Gunners-Fanbus’ verantwortlich sind. Die Rede ist vom Basketball EM-Qualifikationsspiel in Graz, zu dem auch eine Abordnung südburgenländischer Fans angereist war – und zwar mit dem neuen Gefährt des Oberwart Gunners-Fanklubs Blue-White Gunfire .
Fan- und Linienbus
Wobei, im Eigentum der Fans ist das Fahrzeug natürlich nicht, sondern Teil der Südburg/Dr. Richard Flotte. Und derzeit aufgrund von Coronavirus und dem Aussetzen der Meisterschaft bis Anfang April auch nicht im Fan-Einsatz. Aber schon von weitem kann man erkennen: Da kommt etwas großes Blaues auf einen zu.
Unterstützt von Sponsoren, unter anderem Unger Steel und Georg Halper mit Philipp Triller (Diskotheken Touch und Almrausch) haben Artner und Zlatnik es geschafft, mit Hilfe der Werbeagentur Plan & Los den Linienbus durchgehend zu „branden“. Der Bus fungiert künftig nicht nur als Transportmittel, der die Anhänger zu den Auswärtsspielen bringt, sondern auch als Werbeträger für den Basketball und Fankultur.
Bus als Infozentrale
Denn der Bus, der teilweise auch im Schülerverkehr im Einsatz sein wird, wird langsam zu einer fahrenden Basketball-Infozentrale umgebaut, um vor allem Kinder für den Basketballsport zu begeistern. „Die Tische werden bedruckt, mit QR-Codes kann man sich über die Basketballregeln, die Aktivitäten der Gunners im Nachwuchs oder das nächste Heimspiel informieren“, erzählt Artner, der auch Vorstand im Fanklub ist. Einer der wichtigsten Punkte in dessen Statuten ist die Förderung des Basketball-Nachwuchs. „Wir kaufen Dressen und T-Shirts, haben Musikboxen für die Heimspiele angeschafft, damit auch bei den Nachwuchsspielen Stimmung ist und wir betreuen die Kantine, deren Einnahmen wieder dem Nachwuchs zugute kommen.“
Besten Fans der Liga
Ohne Teamwork wäre das nicht denkbar. Der 2008 gegründete Fanklub Blue-White Gunfire hat heute rund 150 Mitglieder, die Anhänger des südburgenländischen Erstligisten sind als die treuesten der gesamten Liga bekannt. Das zeigt sich anhand einiger spektakulärer Aktionen, die im Lauf der vergangenen Jahre bereits durchgeführt wurden (siehe Infobox rechts).
Unvergesslich dabei sicherlich die Fahrt zum fünften Finalspiele gegen Wien im Multiversum in Schwechat. Eine Karawane von 8 (!) Linienbussen, voll besetzt mit durchwegs blau gekleideten Menschen – in Oberwart und Umgebung war diese Farbe damals in so manchem Modegeschäft völlig ausverkauft – machte sich damals vom Südburgenland aus auf den Weg, um ihr Team zu unterstützen – in Summe waren in der Halle über 1.200 blau-weiß gekleidete Fans. Allein – gebracht hat die damals auf der Tribüne aufgebaute blaue Menschenwand nichts: Die Gunners verloren das Finale.
Freunde fürs Leben
„Aber die Erinnerungen daran bleiben“, sind sich Artner und Zlatnik einig. Und auch die Kontakte. So waren die beiden bereits regelmäßig beim ehemaligen Gunners Headcoach Chris Chougaz in Griechenland zu Gast. Die drei verbindet seit dem Gewinn der Meisterschaft eine innige Freundschaft. „Dort haben wir Kontakt zu den Managern der großen griechischen Vereine. Da kann man sich einerseits etwas abschauen, andererseits aber werden auch unsere Ideen mit Begeisterung aufgenommen – und das in einer der größten Basketballligen Europas“, sagt Artner.
Sportlich familiär
Zusammenhalt ist übrigens etwas, das die österreichische Basketball-Fanszene vielleicht von anderen Sportarten unterscheidet. Seit mittlerweile 16 Jahren gibt es nämlich nach Saisonende ein Fanturnier, bei dem sich die Anhänger der Bundesligavereine sportlich miteinander messen. Sogar Teams aus Deutschland reisen dazu an, um die einzigartige Stimmung mitzuerleben. Austragungsort ist immer ein anderer Spielort eines Bundesligavereins, heuer findet das Fanturnier in Traiskirchen statt. Auch im Südburgenland haben schon mehrere dieser Turniere stattgefunden – jedes Mal mit über 100 Teilnehmern und organisiert von und für die Fans. Diese engagieren sich aber nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich beziehungsweise politisch. Einmal gab es die Aktion „6. Frau statt 6. Mann“, ein anderes Mal wurde unter dem Motto „Basketballfans gegen Homophobie“ ein Zeichen pro Transgender gesetzt. Kurzum, es ist immer etwas los in der Szene und oft liegt das Epizentrum im Südburgenland.
Und was ist jetzt?
Auf die erste richtige Ausfahrt mit dem neuen Bus zu einem Bundesligaspiel müssen die südburgenländischen Fans noch warten. Denn die Bundesliga hat wegen des Coronavirus alle Spiele bis April ausgesetzt.