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Alois Kögls „märchenhafte Karriere“ im zweiten Anlauf

Es ist eine „märchenhafte Feuerwehrkarriere, die ich so gar nicht vorgehabt habe“, sagt Alois Kögl. Denn der burgenländische Landeskommandant war schon in jungen Jahren von seinem damaligen Amtsvorgänger zur Mitarbeit eingeladen worden. „Er war ein Bekannter meines Vaters und hat mir erzählt, dass ein Posten frei wäre“, erinnert sich Kögl. Doch er lehnte ab. Kurz nach seiner Matura war dem Absolventen der HTL für Maschinenbau von seinem Klassenvorstand schon ein Job in dessen Zivilingenieurbüro angeboten worden. Als Kranprüfer zog es ihn nach Wien – eine große Umstellung zunächst. „Aber ich habe mich bald daran gewöhnt.“

Auge verletzt

Doch die Feuerwehr war schon früh Kögls Leidenschaft. Seit 1968 zählt er zum Kader, war Jugend-Betreuer und Zugskommandant der FF Neufeld, ehe er zu deren Kommandanten gewählt wurde. Dann Abschnitts- und Bezirkskommandant. Als er sich bei einem Arbeitsunfall 1989 schwer verletzte – die bereits befürchtete Erblindung eines Auges blieb glücklicherweise jedoch aus – machte ihn seine Schwester auf eine Stellenausschreibung beim burgenländischen Landeskommando aufmerksam. „Ich habe also wirklich mein Hobby zum Beruf gemacht“, schmunzelt Kögl.

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Großveranstaltungen

Als Büroleiter übernahm er bald die Organisation von Landesbewerben und anderen Großveranstaltungen. Und folgte im Jahr 2009 schließlich Manfred Seidl als Landeskommandant nach.

Große Veränderungen hat Kögl in den letzten Jahrzehnten im Bereich der Jugendfeuerwehr bemerkt. „Als ich angefangen habe, sind wir einfach bei den Großen mitgelaufen und haben alles nachgemacht – nur ein bissl langsamer und ungeschickter“, sagt er. Heute seien in 210 Feuerwehren bereits fixe Jugend-Betreuer am Werk. Mit über 1.800 Jugendlichen habe man einen Rekordwert erreicht – was auch am Paradigmenwechsel liege, mittlerweile auch Mädchen aufzunehmen.

„Bei der Jugendausbildung gab es Spielraum, da konnte man etwas bewegen und entwickeln“, erinnert sich der Landeskommandant, der aber auch bedauert: „Leider geht ein Teil der jungen Mitglieder wieder verloren, wenn Schule, Job oder Familie mehr Zeit erfordern.“ Wer einmal mit dem „Feuerwehrvirus“ infiziert sei, der komme in einer späteren Lebensphase jedoch oft wieder zurück, hat Kögl beobachtet.

In der Jugendausbildung sehe er auch eine soziale Komponente, betont er. „Wenn Kinder mit 10 Jahren zu uns kommen und Kameradschaft und Teamwork als Alternative zu Handy oder Computerspielen kennenlernen, dann wird das auch von Eltern oft sehr geschätzt.“

Bei Wettkämpfen hole man sich Motivation, erweitere aber auch den Horizont, sagt Kögl. „Es war zum Beispiel bei einem internationalen Bewerb, als wir in meiner Anfangszeit bei der Feuerwehr bemerkt haben, wie viele Frauen in anderen Ländern schon in den Mannschaften vertreten waren“, erinnert er sich. Dies habe auch ein Umdenken hierzulande eingeleitet. 1994 mündete dieses Umdenken in ein neues Feuerwehrgesetz, das die Aufnahme weiblicher Mitglieder ermöglichte. Fast 1.600 sind es aktuell, davon mehr als 1.000 aktive.

Drei Standbeine

Eine schlagkräftige Feuerwehr steht auf drei Beinen, erklärt der Kommandant: Mannschaft, Gerät und Ausbildung. Entsprechend habe man sich in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt. 1968 wurde die Feuerwehrschule in Eisenstadt neu eröffnet. 165.000 Feuerwehrmitglieder haben sie seither absolviert. Bei der Ausrüstung sei vieles verändert worden. „1980 haben wir vielleicht zehn Tanklöschfahrzeuge gehabt. Heute sind es über 200“, sagt Kögl. „Dadurch sind wir bei Einsätzen schneller, weil wir das Wasser mitbringen und nicht erst von einem Hydranten zum Brandort bringen müssen.“ Atemschutz-Ausrüstung ermögliche es, den Flammen entgegenzugehen, wodurch weniger Löschwasser nötig sei, das für zusätzliche Schäden sorge, betont er.

Eine völlig neue Ära ist auch bei der Art der Alarmierung angebrochen. Gab es in früheren Zeiten sogenannte Brandmeldestellen – wie etwa das Ortswirtshaus – in den einzelnen Gemeinden, die bei Notrufen per Festnetz-Telefon kontaktiert werden mussten, ist mittlerweile alles auf digitalen Funkbetrieb umgestellt.

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Neue Aufgaben

Auch die Aufgaben der Feuerwehr wandeln sich. So bereite man sich beispielsweise auf die besonderen Anforderungen bei Einsätzen in Autobahntunnels vor. Jener der S7 werde von 14 Wehren betreut, um rund um die Uhr die Einsatzbereitschaft sicherzustellen. „Dazu ist aber auch mehr und spezielleres Gerät nötig“, gibt Kögl zu bedenken. Das kostet Geld. Ebenso wie eine aufwendige Ausbildung.

Generell sei die Finanzierung des Feuerwehrwesens sichergestellt, beruhigt der Landeskommandant. Offiziell zuständig dafür sind die jeweiligen Gemeinden. „Aber es gibt im Burgenland Gemeinden, die haben zehn Feuerwehren“, weiß Kögl. Auch für das Landeskommando und die Feuerwehrschule kämpfe er seit Jahren um eine Budget-Erhöhung.

Privates Geld

„Wir bewältigen rund ein Drittel unseres Budgets selbst. Auch durch Veranstaltungen, die wir jährlich organisieren.“ Darüber hinaus investiere aber auch jeder Kamerad persönlich mehr als nur Zeit, betont Kögl: „Wir sind weit mehr als ,nur‘ ehrenamtlich. Jeder Feuerwehrmann, jede Feuerwehrfrau fährt mit dem privaten Pkw, benützt das private Handy, die Uniform wird zu Hause gewaschen. Also da wird privates Geld investiert, damit unser System funktioniert.“