Chronik/Burgenland

Commerzialbank-Pleite: Erster Prozesstag ohne Bankchef Pucher

Lange wurde gerätselt, am Dienstagmorgen wurde es bekannt: Martin Pucher wird am Dienstag nicht zum ersten Strafprozess rund um die verblichene Commerzialbank Mattersburg kommen.

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Die Anwälte des Bankgründers hatten sich am Montag noch bedeckt gehalten und im Landesgericht Eisenstadt war zwar keine Absage eingelangt, aber auch kein Aviso seines Erscheinens. In Puchers Heimatgemeinde Hirm herrschte bereits im Vorfeld die Meinung vor, der 67-Jährige werde gesundheitlich kaum in der Lage sein, den von 9 bis 15.30 Uhr anberaumten Verhandlungstag durchzustehen. 

Pucher hat 2015 zwei Schlaganfälle erlitten, sein Auftritt vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags vor fast genau drei Jahren bot ein tragisches Bild: Immer wieder wurde der frühere Bankvorstand und Präsident des SV Mattersburg von Weinkrämpfen geschüttelt und schloss seine einstündige Befragung mit der Bitte „um Verzeihung“.

Kleine Summe

Nicht um Verzeihung, sondern nur um Aufklärung geht es beim heutigen Prozess im großen Saal des Landesgerichts Eisenstadt unter dem Vorsitz von Richterin Karin Lückl. Wie sein Anwalt Norbert Wess in einem Statement gegenüber der APA erklärte, könne Pucher aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen. Er bleibe aber weiterhin bei seiner "vollumfänglichen geständigen Verantwortung und erklärt sich ausdrücklich mit einer Verhandlung und Aburteilung betreffend seiner Person einverstanden." Dies habe er dem Gericht so auch am Montag mitgeteilt. Eine Verhandlung in Abwesenheit sei möglich, da in diesem Fall "nur" ein Vergehen mit einem Schaden von 70.000 Euro und kein Verbrechen angeklagt sei.

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Im großen Bilanzskandal rund um die im Juli 2020 über Nacht behördlich geschlossene Regionalbank mit einem Schaden von zumindest 600 Millionen Euro geht es heute aber nur um kleine Brötchen.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft Pucher, dessen langjähriger rechter Hand Franziska Klikovits und einem Ex-Mitarbeiter der Bank Erpressung sowie Veruntreuung vor.

Laut Anklage soll der Ex-Mitarbeiter bei seinem Ausscheiden aus der Bank im Jahr 2017 Pucher gedroht haben, „Malversationen bei Kreditkonten“ aufzudecken. Mit 70.000 Euro ließe er sich aber zum Schweigen überreden. Durch die von Pucher und Klikovits veranlasste Übergabe des Geldes an den scheidenden Mitarbeiter wurde die Commerzialbank „am Vermögen geschädigt“, heißt es von der WKStA.

Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Im Commerzialbank Verfahrenskomplex ermittelt die WKStA gemeinsam mit der SOKO Commerz und dem Bundesamt für Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung insgesamt gegen 39 Beschuldigte.